Aufgrund seiner Prinzipien und der damit verbundenen Philosophie ist Aikido nicht nur eine Kampfkunst, sondern auch eine Lebenseinstellung. Ziel des Aikido ist es, den Übenden nicht nur Selbstverteidigungskenntnisse zu vermitteln, sondern sie auch in ihrer geistigen Entwicklung zu fördern. Dabei spielen sieben Tugenden eine wichtige Rolle.

Aikido Kampfsport
Quelle: Midjourney

Das Wichtigste vorab

  • Aikido ist eine friedfertige Kampfkunst. Sie ist nicht nur eine Kampfkunst, sondern auch eine Philosophie und Lebenseinstellung.
  • Die Kampfkunst wurde in den 1920er Jahren von Morihei Ueshiba entwickelt und basiert auf der Harmonisierung von Körper und Geist.
  • Das Ziel besteht nicht darin, den Angreifer zu zerstören. Die Techniken fokussieren sich auf die Umleitung und Kontrolle der Energie des Angreifers, anstatt ihn direkt zu bekämpfen.
  • Die Techniken weisen eine enge Verbindung zum Kodex der Samurai auf. Die Kampfkunst hat eine reiche Geschichte und ist weltweit verbreitet, mit einer besonderen Konzentration in Japan, Nordamerika, Europa und Australien.
  • Aikido ist für Menschen jeden Alters geeignet und fördert sowohl körperliche als auch geistige Entwicklung.

Was ist Aikido?

Aikido ist eine japanische Kampfkunst, die in den 1920er Jahren von Morihei Ueshiba entwickelt wurde. Der Name Aikido setzt sich aus drei japanischen Schriftzeichen zusammen:

  • „Ai“ bedeutet Harmonie oder Vereinigung,
  • „Ki“ bedeutet Energie oder Geist und
  • „Do“ bedeutet Weg.

Aikido ist also der „Weg der Vereinigung von Energie oder Geist“.

Im Aikido geht es nicht darum, einen Angriff des Gegners direkt zu bekämpfen oder abzuwehren, sondern ihn durch geschickte Bewegungen und Techniken in eine harmonische Bewegung umzuwandeln und so zu kontrollieren. Zu den Aikido-Techniken gehören Würfe, Hebel und Festhaltetechniken, die darauf abzielen, den Gegner zu neutralisieren, ohne ihn zu verletzen.

Aikido legt auch Wert auf die Entwicklung von Körperbeherrschung, Selbstverteidigungsfähigkeiten, geistiger Ruhe und Achtsamkeit. Aikido wird von vielen als eine wirksame Form der Selbstverteidigung, der Persönlichkeitsentwicklung und der körperlichen Fitness angesehen.

Geschichte und Hintergründe

Ueshiba Morihei gilt als der Gründervater der japanischen Kampfkunst namens Aikidō. Er hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus verschiedenen Sportarten die beliebte Kampfkunstart entwickelt. Daitō-Ryū Aiki-Jūjutsu fungierte dabei als essenzielle Grundlage. Aikidōka lautet die Bezeichnung für diejenigen, die regelmäßig eine Aikidō-Schule aufsuchen.

Dank seiner Ausbildung bei seinem geistigen Mentor Takeda Sōkaku war er in der Lage die waffenlose Kampfkunst zu kreieren. Ehe er Aikidō entwickelte, war er Student unterschiedlicher Kampfkunstarten. Diese beinhalteten desgleichen ein anspruchsvolles Lanzen- und Schwerttraining. Sein Ziel bestand darin, einen einzigartigen Weg der Harmonie zu entwickeln.

Tokio agiert als wichtiger Gründungsort des Honbu Dōjō des Aikidōs. Die korrekte Übersetzung der beiden ersteren Begriffe lautet Übungshalle. Von dort aus begann die internationale Verbreitung des Weges der Harmonie.

  • 1951 fand Aikidōs dank des Meisters Mochizuki Minoru seinen Weg nach Europa. Frankreich kam als erstes europäisches Land in den Genuss eines Aikidō-Dojos. Bereist im nachfolgenden Jahr setzte Meister Tadashi Abe mit der Verbreitung fort. Seine auserwählte Stadt war Marseille, die ebenfalls in Frankreich liegt. Tōhei Kōichi führte im Jahre 1953 Aikidō auf Hawaii ein.
  • André Nocquet war ein begeisterter Akidoka. Aus diesem Grund machte er sich 1956 auf den Weg nach Tokio. Dort wollte er in der Wiege des Weges der Harmonie sein Wissen und Können erweitern.
  • Da Frankreich sämtliche Meister aus Japan begeistert empfing, ging Masamichi Noro 1961 nach Paris, um mit seinem Kameraden Nobuyoshi Tamura die Verbreitung des Aikidos voranzutreiben. Sie hatten beim Gründervater trainiert. Hiroshi Tada wählte als Verbreitungsland Italien.
  • Masatomi Ikeda ging in die Schweiz, um zu unterrichten. Yasunari Kitaura entschied sich für Spanien, wohingegen Kazuo Chiba das Vereinigte Königreich als Unterrichtsstätte wählte. Ab 1960 starten ambitionierte Schüler Ueshibas die internationale Verbreitung von Aikido.
  • 1965 entschied sich en Schüler für Australien. 1960 eröffnete in Deutschland die erste Aikido-Schule. In den siebziger Jahren verbreitete sich die Kampfkunst in Österreich. Mittlerweile existiert nahezu in jedem Land weltweit ein Aikido-Dojo.
  • Seit 1975 existiert die Internationale Aikido-Föderation. Ihre Abkürzung lautet I.A.F.
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Besonderheiten von Aikido

Aikido punktet mit seiner Eigenschaft der friedfertigen Kampfkunst. In der Regel ist der Aikidoka, darauf erpicht einen Kampf zu beenden, ohne jedoch seinen Gegner zu verletzen. Das Ziel besteht darin, den Angreifer mithilfe einer geeigneten Technik zu beruhigen. Auf diese Weise profitiert dieser von der Möglichkeit, Einsicht zu zeigen. Allerdings ist ein Aikidoka sehr wohl in der Lage, einem Aggressor körperliche Schäden zuzufügen. Er kann ihn im schlimmsten Fall auch töten.

Ueshiba formulierte Aussagen, welche den friedfertigen Umgang des Aikidos bestätigen. Er prägte die Sätze, dass das Ziel darin besteht, den Angreifer auf einer geistigen Ebene zu besiegen. Dadurch beendet dieser seinen Angriff. Selbstverteidigung war einer der Gründe, weshalb Ueshiba Aikido gründete. Es ging darum, den Gegner auf eine sanfte Art zum Umdenken zu bewegen.

Für wen ist Aikido geeignet?

Die Übungen fördern sowohl die Beweglichkeit als auch die körperliche Fitness. Vor allem die Fallübungen wirken sich positive auf die Erstere aus. Diejenigen, die sich regelmäßig zum Dojo bewegen, fördern desgleichen ihre Ausdauer.

An diese Kampfkunst können sich auch Anfänger, die noch nie einen derartigen Sport ausgeübt haben, wagen. Es existieren keine Hindernisse, die den Einstieg in das Aikido erschweren. Lediglich der Wille und die Disziplin stellen notwendige Eigenschaften dar. Dank des Programms erfahren die Aikidoka eine schrittweise Heranführung an die Techniken. Die Komplexität wächst mit der Erfahrung und Trainingsdauer des Trainierenden.

Das Alter spielt ebenso eine untergeordnete Rolle. Es ist nie zu spät mit Aikido anzufangen. Entscheidend ist lediglich die Lust und Motivation eine neue Kampfkunst zu erlernen.

Training und Techniken

Die Techniken des Aikidos zeichnen sich durch zahlreiche Besonderheiten aus.

  • Aikidoka leiten die Angriffskraft ihres Gegners. Dieser kann dadurch seinen Angriff nicht mehr fortführen. Aikido zeichnet sich durch Wurf- und Haltegrifftechniken aus.
  • Da diese Kampfkunst auf eine friedliche Konfliktlösung abzielt, setzten Aikidoka keineswegs zu einem Gegenangriff an. Stattdessen übernehmen sie die günstigere Stellung. Diese ermöglicht es, den Aggressor stets unter Kontrolle zu haben. Sie vollziehen das mithilfe eines permanenten Körperkontaktes.
  • Verteidigungs- und Angriffstechniken resultieren aus einer Vielzahl von standardisierten Aikido-Techniken. Sie erfordern eine spezielle Ausführung, die einer bestimmten Form entspringen. Je länger ein Aikidoka trainiert, desto mehr freie Übungsformen kommen hinzu. Dazu gehören Jiyu-waza und das Ranodori. Das Letztere existiert ebenso im Judo und steht für den Zweikampf.
  • Aikido genießt dennoch den Ruf eines komplexen Kampfkunstsystems. Es beinhaltet bewaffnete sowie waffenlose Techniken. Diese ermöglichen eine erfolgreiche Verteidigung gegen einen sowie mehrere Angreifer.
  • Darüber hinaus steht Aikido in einer direkten Verbindung mit der Tradition der Samuraikämpfer. Es fokussiert sich auf das Erlernen von Disziplin. Des Weiteren fördert es ein respektvolles sowie ethisches Verhalten. Zuletzt schult Aikido gezielt den Geist.
  • Bewegungsabläufe des Aikidos entstammen ebenso dem Schwertkampf. Ueshiba studierte zahlreiche weitere Kampfkünste, die als Inspiration bei der Gründung seiner Kampfkunst dienten. Er nutzte die Strategie und Taktik des Schwertkampfes, um effektive Techniken für die Selbstverteidigung zu entwickeln.

Verschiedene Stilrichtungen in Aikido

Aikido mag eine einheitliche Philosophie der Harmonie und des Gleichgewichts haben, aber es gibt mehrere Stilrichtungen, die diese Prinzipien auf unterschiedliche Weisen interpretieren und umsetzen. Einige der bekanntesten Stile sind Aikikai, Yoshinkan, Ki-Aikido und Iwama Ryu. Jeder dieser Stile hat seine eigenen Techniken, Trainingsmethoden und Philosophien, die sie einzigartig machen.

Auf den ersten Blick könnten die verschiedenen Aikido-Stile ähnlich erscheinen, aber bei genauerer Betrachtung gibt es deutliche Unterschiede.

  • Zum Beispiel legt Aikikai großen Wert auf die Fluidität der Bewegung und die Verbindung von Geist und Körper.
  • Yoshinkan hingegen ist eher strukturiert und legt mehr Wert auf die Grundlagen.
  • Ki-Aikido fokussiert sich auf die Verwendung der inneren Energie oder „Ki“,
  • während Iwama Ryu eine enge Verbindung zur traditionellen Waffentechnik hat.

Aber trotz dieser Unterschiede haben alle Stile Gemeinsamkeiten. Sie alle teilen die grundlegende Philosophie von Aikido, die auf Harmonie und der Umleitung der Energie des Angreifers basiert. Auch die grundlegenden Techniken wie Würfe und Hebel sind in allen Stilen ähnlich, wenn auch in der Ausführung unterschiedlich. Egal welchen Stil ihr wählt, das Endziel bleibt dasselbe: die Harmonie von Körper und Geist durch die Kunst der friedlichen Konfliktlösung.

Ausrüstung im Aikido

Das Training im Aikido läuft überwiegend ohne die Nutzung von Waffen ab. Allerdings finden drei Holzwaffen Anwendung. Sie setzen sich aus den nachfolgenden drei Objekten zusammen:

  • Bokuto
  • Tanto
  • Jo

Da die Bewegungsabläufe des Aikidos von zahlreichen Stock- und Schwerttechniken stammen, sind diese drei Waffen ein elementarer Bestandteil des Trainings. Dank dieser Ausrüstung verstehen jedoch die Aikidoka die waffenlosen Bewegungen besser. Sie sind in der Lage, dieser einfacher zu verinnerlichen.

Aikidoka tragen in der Regel einen weißen Gi. Der Anzug ähnelt einem Judokimono und zeichnet sich durch eine mittlere Stärke aus. Die Oberbekleidung ist reißfest. Japaner nennen die Anzüge „Keiko-Gi“.

Traditioneller Hosenrock Hakama

Meister hingegen tragen den bekannten Hosenrock. Seine japanische Bezeichnung lautet Hakama. Zum einen dient er dazu, um die Beine im Kampf effektiv zu schützen, zum anderen verdeckt der die exakte Fußstellung. Schließlich galten die Füße als wichtiger Indikator für den nächsten Zug des Gegners. Rivalen konnten so, Rückschlüsse auf einen folgenden Angriff sowie eine bevorstehende Verteidigungstechnik schließen.

DerShogun Hakama schwarz
  • Qualitativ sehr gut verarbeitet
  • 65% Polyester, 35% Rayon (Kunstseide)
  • Hoher Tragekomfort

Des Weiteren stehen die sieben Falten des Hakama für die nachfolgenden Tugenden:

  • Güte steht für Jin
  • Gerechtigkeit und Ehre spiegelt der Begriff Gi wider
  • Höflichkeit sowie Etikette werden mit Rei ausgedrückt
  • Weisheit sowie Intelligenz drücken sich im Aikido mit Chi aus
  • Aufrichtigkeit nennt sich im japanischen Shin
  • Loyalität lautet Chu
  • Pietät steht für Koh

Aikidoka profitieren in technischer Hinsicht von besseren Beinbewegungen dank des Hakamas. Die Zentriertheit ermöglicht fließende Bewegungen.

Obi lautet der Name des Gürtels im Aikido. Der Einstieg beginnt mit einem Graduierungssystem. Der 5. Kyu stellt den Beginn dar. Kyu Nummer zwei hingegen erlaubt den Trainierenden den Hosenrock zu tragen. Sie signalisieren damit ihre Reife, über die Stufe eines Beginners hinausgewachsen zu sein. Dan-Träger tragen den schwarzen Gürtel gemeinsam mit dem Hakama.

Selbstverteidigung mit Aikido

Die Frage, ob Aikido zur Selbstverteidigung geeignet ist, wird oft gestellt und die Antwort ist nicht ganz einfach. Aikido wurde ursprünglich nicht als primäres Mittel zur Selbstverteidigung entwickelt, sondern eher als eine Art, Konflikte friedlich zu lösen. Das heißt aber nicht, dass es in einer Selbstverteidigungssituation nutzlos ist. Die Techniken in Aikido können sehr effektiv sein, um einen Angreifer zu neutralisieren, ohne ihm ernsthaften Schaden zuzufügen.

Aikido-Techniken sind darauf ausgerichtet, die Energie eines Angreifers umzuleiten und zu kontrollieren. Das kann besonders nützlich sein, wenn ihr euch gegen einen stärkeren oder bewaffneten Gegner verteidigen müsst. Die Techniken sind so konzipiert, dass sie den Angreifer aus dem Gleichgewicht bringen und euch die Möglichkeit geben, die Situation zu kontrollieren oder zu fliehen.

  • Stellen wir uns vor, jemand greift euch von hinten an. Anstatt euch umzudrehen und den Angreifer direkt anzugreifen, könntet ihr eine Aikido-Technik wie den „Kokyu Nage“ verwenden, um seinen Griff zu lockern und ihn dann mit einem Wurf zu neutralisieren.
  • Oder wenn jemand versucht, euch zu schlagen, könntet ihr die „Irimi Nage“-Technik verwenden, um seitlich in die Angriffslinie einzutreten und den Angreifer zu werfen.

In beiden Fällen nutzt ihr die Energie des Angreifers gegen ihn selbst, anstatt sie direkt zu bekämpfen. Das macht Aikido zu einer interessanten Option für die Selbstverteidigung, besonders für diejenigen, die keine körperliche Konfrontation suchen. Es gibt aber Kampfsportarten und Selbstverteidigungskurse, die einen stärkeren Fokus auf die Selbstverteidigung legen (bspw. Krav Maga).

FAQ

Aikido ist weit mehr als nur eine Sammlung von Selbstverteidigungstechniken; es ist eine Lebensphilosophie, die auf der Harmonisierung von Körper und Geist basiert. Obwohl es verschiedene Stile gibt, die ihre eigenen Techniken und Philosophien haben, bleibt das Kernziel dasselbe: die Kunst der friedlichen Konfliktlösung.

Die Kampfkunst ist sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Kampfkünstler geeignet und bietet eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl den Körper als auch den Geist schult. Von der Selbstverteidigung bis zur persönlichen Entwicklung bietet Aikido eine Fülle von Vorteilen, die weit über das Dojo hinausgehen. Also, wenn ihr nach einer Kampfkunst sucht, die euch nicht nur physisch, sondern auch mental herausfordert, könnte Aikido genau das Richtige für euch sein.

Hier sind einige empfehlenswerte Webseiten und Verbände zum Thema Aikido:

  1. AIKIKAI Deutschland e. V. – Dies ist ein Fachverband für Aikido in Deutschland, gegründet im Jahr 1967 und bietet umfassende Informationen und Ressourcen zum Thema.
  2. Aikikai-Norddeutschland – Dieser Verband verbreitet das Aikido, wie es von O Sensei Morihei Ueshiba entwickelt wurde, und bietet eine Vielzahl von Trainings- und Lernressourcen.
  3. Deutscher Aikido-Bund – Diese Webseite bietet verschiedenen Aikido-Ressourcen und ist besonders nützlich für diejenigen, die tiefer in die Geschichte und Techniken des Aikido eintauchen möchten.
Maximilian Hitzler

Update: 27.07.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API