Damit ihr in einer Notsituation auch entsprechend reagieren könnt, solltet ihr euch Vorkenntnissee aneignen. Ein Selbstverteidigungskurs hilft dabei, die richtigen Tricks in einem Ernstfall effektiv anwenden zu können und ist für jede Alters- und Fitnessgruppe empfehlenswert.

Aber welcher Kurs passt zu wem? Und woran erkennt man gute Kurse? Wir bieten in diesem Artikel eine Hilfestellung.


Selbstverteidigungskurs
Quelle: Midjourney

Welche Arten von Kursen gibt es?

Der Grundsatz „SV-Kurs ist nicht gleich SV-Kurs“ zieht sich bei diesem Thema komplett hindurch. Viele Selbstverteidigungskurse werden von Kampfsportlehrern geleitet, sodass hier durchaus eine sportliche Komponente vorhanden ist. Ein erfahrener Lehrer hat allerdings auch Tipps für Euch parat, wenn Ihr für die 100 Meter mehr als 10 Sekunden braucht. Andere Kurse wiederum werden von speziellen SV-Ausbildern veranstaltet, die ohnehin mit jeder Zielgruppe umgehen können.

Wer veranstaltet Kurse?Häufig werden die SV-Kurse von Kampfsportvereinen im Karate, Judo, Taekwondo oder Krav Maga ausgerichtet. Bei einem derartigen Kurs könnt Ihr davon ausgehen, dass der Trainer viel Wissen aus der jeweiligen Kampfkunst mit einfließen lässt.
Welche Kampfsportart?Dabei gibt es keine „guten“ und „schlechten“ Kampfsportarten, denn alle wurden einmal für die Selbstverteidigung geschaffen. Es gibt allerdings deutliche Unterschiede in der Ausführung der Techniken. Krav Maga ist dabei am einfachsten zu erlernen und wurde entwickelt, um Menschen schnell auf den Ernstfall vorzubereiten.
Welche Kursdauer?Die Kurse unterscheiden sich zudem stark im Umfang. Während in eintägigen Crash-Kursen lediglich Handgriffe für typische Situationen gelehrt werden, bringt Euch der Trainer in umfangreichen Lehrgängen auch Tricks zur Prävention und Deeskalation bei. Außerdem verbessert das Wissen, sich in einem Ernstfall helfen zu können, Euer Selbstbewusstsein und lässt Euch auch in gefährlichen Situationen einen kühlen Kopf bewahren.

An 3 Punkten erkennt Ihr gute Selbstverteidigungskurse

Ein guter SV-Kurs steht und fällt mit einem guten Trainer. Dabei ist nicht allein die Gürtelstufe entscheidend, sondern das Gesamtbild.

1. Schwarzer GürtelIn den Sportarten Karate, Judo, Taekwondo und Kickboxen sollte der Trainer mindestens über den ersten schwarzen Gürtel verfügen, da er sich diesen nur bei intensivem Training innerhalb von mehreren Jahren erarbeiten kann. Ob Ihr allerdings bei einem 6. Dan oder einem 8. Dan lernt, macht kaum noch einen Unterschied, da beide seit Jahrzehnten der Kampfkunst nachgehen.
2. Erfahrung & VerbandsaktivitätenSeht Euch zudem die Erfahrungen des Trainers und wenn möglich dessen Aktivitäten in Vereinen und Verbänden an. Handelt es sich beispielsweise um einen vierzigjährigen Polizisten mit dem vierten schwarzen Gürtel in Taekwondo und einer professionellen Weiterbildung zum SV-Ausbilder, dann könnt Ihr davon ausgehen, dass sich dieser Mann in seinem Leben intensiv mit realistischer Selbstverteidigung beschäftigt hat.
3. Bewertungen & KundenmeinungenEin weiterer Anhaltspunkt für einen guten Lehrgang sind fast ausschließlich positive Bewertungen im Internet. Wenn es sich um einen halbwegs bekannten Trainer handelt, findet Ihr mit Sicherheit die eine oder andere Anekdote in Foren über ihn. Das gleiche gilt für einen großen Verein mit langer Geschichte. Auch hier werdet Ihr in Foren oder sozialen Netzwerken Erfahrungswerte finden. Die Größe des Vereins hängt dabei nicht zwingend mit dem Informationsgehalt der Lehrgänge zusammen, sondern mehr mit dem örtlichen Interesse am Kampfsport.

Zusammengefasst heisst das also, das Ihr Euch die folgenden Punkte genauer ansehen solltet:

  • Kampfsporterfahrung der Trainer – Kampfkunst, Gürtelgrad, Lehrgänge
  • Berufliche Laufbahn – Polizei, Sicherheitsdienst, Vergleichbares
  • Sonstige Tätigkeiten – Trainer im Kampfsportverein, Wettkampferfolge
  • Bewertungen im Internet und in Foren

Gibt es Kurse für spezielle Zielgruppen?

Für Personengruppen, welche sich schwerer zur Wehr setzen können, gibt es spezielle SV-Kurse.

  • Selbstverteidigung für Frauen wird von den meisten Veranstaltern angeboten. Frauen aller Altersgruppen nutzen diese Angebote gern, weil sie in der Regel ihren männlichen Kollegen an reiner Körperkraft unterlegen sind. Dafür haben sie den Vorteil, dass sie sich schnell bewegen können. Für Kinder gilt exakt das Gleiche.
  • Selbstverteidigung für Senioren gewinnt schon allein aus demografischen Gründen an Bedeutung. Fakt ist: Es gibt immer mehr alte Menschen in Deutschland. Alte Menschen sind langsamer und verfügen meist über wenig Kraft. Kurse für Senioren orientieren sich deshalb in erster Linie daran, Angreifer mit einer Überraschung im richtigen Moment in die Flucht schlagen zu können.

Der Vorteil dieser Kurse ist, dass der oder die Trainer gezielt auf die jeweiligen Besonderheiten der Gruppe eingehen können, weil im Normalfall alle Personen die gleichen Nachteile haben. Zudem verläuft ein Training unter Gleichgesinnten meist zwangloser und bleibt länger im Kopf.

Wann ist man „fertig“?

Das kommt darauf an, wo Eure Ziele liegen. Ihr könnt Euch in wenigen Stunden Griffe zeigen lassen, mit denen Ihr Euch gegen einen Würgegriff wehrt. Gegen einen Schwinger allerdings sind diese Tricks nutzlos. Hierfür benötigt Ihr wiederum neue Tricks. Eintägige Crash-Kurse zielen nur auf bestimmte Situationen ab, weil es die Zeit nicht anders zulässt. Für eine effektive Selbstverteidigung in diversen Situationen müsst Ihr schon ein paar Termine einplanen. Viele Veranstalter bieten hier aufeinander aufbauende Kurse mit steigendem Schwierigkeitsgrad an. Ein Beispiel wäre, dass in den ersten Stunden einfache Schlag- und Tritttechniken gelehrt werden und in späteren Terminen dann die Befreiung aus Griffen sowie Bodenkampf.

Unser Tipp: Sprecht mit dem Trainer, was Ihr erreichen wollt, dann kann Euch dieser gezielte Hilfen geben.


FAQ

Gibt es Kurse, die von der Polizei veranstaltet werden?Ja, die Polizei bietet allgemeine SV-Kurse sowie Kurse für Kinder und Senioren an. Bezüglich der Anmeldung und Durchführung unterscheiden sich diese Kurse im Regelfall nicht von denen anderer Veranstalter. Sprecht dazu einfach eure regionale Polizeistelle an, es gibt Kurse in allen größeren Städten.
Was kostet ein Selbstverteidigungskurs?Die Kosten variieren stark zwischen den Veranstaltern. Vereine nehmen meist nur eine kleine Aufwandsentschädigung von 20 bis 40 Euro und hoffen auf neue dauerhafte Mitglieder. SV-Kurse von bekannten Ausbildern hingegen können durchaus bis zu 100 Euro pro Termin kosten. Das macht dann bei einem wöchentlichen Termin schnell 300 bis 400 Euro pro Monat. Die Kurse der Polizei bewegen sich meist in der mittleren Preisklasse.
Können Frauen/Senioren auch einen normalen SV-Kurs besuchen?Natürlich können sie das. Viele Tipps und Griffe in allgemeinen Selbstverteidigungskursen sind für nahezu alle Altersgruppen empfehlenswert. Zudem sind die Kursteilnehmer in ihrer Kraft, Kondition, Beweglichkeit und dem Kenntnisstand meist bunt gemischt, sodass auch Senioren, Kinder und Frauen ohne Probleme teilnehmen können.
Verbessert ein Selbstverteidigungskurs die Fitness?Eher weniger. Selbstverteidigungskurse sind kein Sport im eigentlichen Sinn. Sie zeigen vielmehr, wie Ihr Euch mit den Euch gegebenen Mitteln am effektivsten verteidigen könnt. Solltet Ihr allerdings kaum Sport machen, dann ist es natürlich eine Verbesserung. Weiterhin könnt Ihr eine Kampfsportart mit ausreichend Kraft und Ausdauer deutlich besser einsetzen.
Der nächste Selbstverteidigungskurs ist zu weit entfernt. Kann ich mich auch anders verteidigen?Prinzipiell kommt das Mitführen von Selbstverteidigungswaffen in Betracht, sofern Ihr das 18. Lebensjahr vollendet habt. Informiert Euch hier aber vorher, welche Waffen in Eurer Gegend in der Öffentlichkeit gestattet sind. Zwielichtige Shops außerhalb der EU führen auch generell verbotene Waffen nach Deutschland ein, womit Ihr Euch strafbar macht.

Zudem könnt ihr euch mit Online Kursen einen Einblick verschaffen. Es ersetzt aber keinesfalls das Training und einen Übungskampf. Damit diese Online Kurse irgendetwas bringen muss zumindest eine Basis vorhanden sein, auf der aufgebaut werden kann.

Maximilian Hitzler