Wenn alle präventiven Maßnahmen versagt haben und es zur Konfrontation gekommen ist, dann müsst Ihr dennoch nicht gleich den Elektroschocker auspacken. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die Ihr ergreifen könnt, um die Situation für beide Seiten möglichst gefahrlos zu entschärfen.

Ähnlich wie bei einer Rettungskette gibt es auch im Bereich der Selbstverteidigung Tipps für einen Ablauf Eurer Reaktionen, um möglichst schadenfrei aus der Situation heraus zu kommen. Hier sind die Aktionen, die Ihr, in genau dieser Reihenfolge, erwägen solltet:

Das Wichtigste in 30 Sekunden

  1. Vorsicht ist besser als Nachsicht: Versucht Gefahrensituationen bzw. Gegenden zu meiden, insbesondere nachts.
  2. Fitness ist immer gut: Ob für die Flucht oder die Verteidigung – Fitness hilft euch immer – vielleicht ist ja eine Kampfsportart etwas für euch?
  3. In Gefahr: Es macht immer Sinn Passanten, die Polizei (Notruf 110) auf eure Situation und Standort aufmerksam zu machen.
  4. Seid laut: Kein Angreifer möchte Aufmerksamkeit, ruft um Hilfe, schreit so laut ihr könnt.
  5. Verteidigung: Ob mit euren Fäusten oder Waffen zur Selbstverteidigung, wenn es hart auf hart kommt, solltet ihr entschieden handeln und wissen was und wie ihr es tut. Besucht am besten einen Selbstverteidigungskurs.

Verhalten in Gefahrensituationen

Natürlich macht nicht jede Aktion in jeder Situation Sinn und manchmal zwingt Euch die Geschwindigkeit des Übergriffs vielleicht auch dazu, einen oder zwei Schritte zu überspringen, aber wenn Ihr die Zeit habt, dann befolgt die nachfolgenden Schritte.

Selbstverteidigung Tricks
Quelle: Midjourney

Schritt 1: Flucht

Wenn es Euch irgendwie möglich erscheint, dann verschwindet aus der Situation. Besonders vor Tätern unter Einfluss von Alkohol oder Drogen könnt Ihr meist fliehen, da diese oft eine verlangsamte Reaktion und Motorik haben. Die Flucht muss nicht erst zuhause enden, ein belebter Bereich ist normalerweise ausreichend, damit der Täter zurückweicht.

Sobald die Gefahr, erwischt zu werden, größer ist, als der versprochene Erfolg, seid Ihr den Verfolger normalerweise wieder los. Sollte dieser Fall nicht eintreten, dann erleichtert es Euch immerhin Schritt Nummer 2.


Schritt 2: Hilfe holen

Habt Ihr keinen Fluchtweg, kommt das Hilfegesuch in Betracht. Ein einfacher, anonymer Schrei nach „Hilfe!“, reicht erfahrungsgemäß fast nie aus, um jemanden zu alarmieren, sondern verschwendet nur Eure Luft. Meist sehen es Menschen, wissen nicht, was sie tun sollen und gehen weiter. Es wurde auch schon beobachtet, dass potentielle Helfer sich der Gefahr nicht aussetzen wollen und einen Bogen um die Auseinandersetzung machen.

Sprecht lieber gezielt Passanten an: „Hey, Sie mit dem Hut! Rufen Sie die Polizei!“. Das wirkt deutlich besser, weil nicht nur die Kommunikation auf einer persönlicheren Ebene stattfindet und sich der Mensch angesprochen fühlt, sondern der Passant auch versteht, dass diese Situation ernst ist. Wie oft habt Ihr schon Jugendliche in einem Park gesehen, die aus Spaß miteinander Rangeln und sich gegenseitig lautstark beleidigen? Sollten allerdings mehrere Passanten eingreifen, so ist die Situation schnell entschärft.


Schritt 3. Täuschung

Seid Ihr komplett auf Euch allein gestellt, so gibt es in der Selbstverteidigung Tricks, um einen oder sogar mehrere Täter zu täuschen. Von der reinen Aussage, dass Ihr erwartet werdet, lassen sich wenige abschrecken – außer es kommt in diesem Moment zufällig ein Türsteher um die Ecke – aber es gibt Möglichkeiten, mit denen Ihr diesen Eindruck bekräftigen könnt.

Das beste Beispiel sind Smartphone-Apps, mit denen Ihr einstellen könnt, dass Euch diese nach einer vorbestimmten Zeit anrufen. Beispiele für die Anwendung sind:

  • Ihr werdet offensichtlich verfolgt, geht an Euer Handy und erzählt der App, dass Ihr gleich da seid und wo Ihr Euch genau befindet. Der Verfolger könnte dann bereits zurückrudern.
  • Ihr wurdet bereits in eine Ecke gedrängt, geht an das Handy und schreit hinein, wo Ihr Euch befindet und dass Ihr schnellstens die Polizei braucht. Auch in dieser Situation kann die Möglichkeit der baldigen Unterstützung Eure Angreifer noch abschrecken.

Schritt 4. Selbstbewusstsein zeigen

Wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben, dann könnt Ihr davon ausgehen, dass es der Täter ernst meint und zum verbalen Gegenschlag ausholen. Selbstverteidigung für Jedermann durch Schauspielerei will gelernt sein, aber es hilft nachweislich.

Das hat überwiegend zwei Gründe:

  1. Wenn Ihr Euch laut und selbstbewusst präsentieren könnt, erhöht Ihr die Chance, dass die Täter in Erwartung weiterer, aktiver Gegenwehr verschwinden und außerdem erhöht Ihr deren Furcht davor, dass doch jemand den Lärm hört und in das Geschehen eingreift.
  2. Der größte Fehler ist, sich nicht zu wehren. Also schreit es heraus, dass sie sich mit Euch das falsche Opfer ausgesucht haben.

Schritt 4.1. Reden

Es kann helfen den Angreifer verbal von seinem Vorhaben abzuhalten, muss aber nicht. Daher solltet Ihr Euch nur bedingt auf diese Option verlassen. Versucht besser zu flüchten und oder Hilfe zu holen. Sollte Euch aber nur die Option bleiben, Euch körperlich zur Wehr zu setzen, dann kann ein Versuch nicht schaden.

  • Zeigt die Konsequenzen auf, die eine Tat für den Täter haben kann. Aber Achtung: Er soll nicht auf die Idee kommen, euch als Zeuge loswerden zu müssen. Daher nennt Zeugen, die den Vorfall gesehen haben. Sagt, dass Ihr mit einer Freundin gechattet habt und Euren Standort genannt habt.
  • Solltet Ihr den Täter kennen, sagt, dass Ihr das nicht möchtet und man über alles reden kann.
  • Und ganz wichtig, versucht nach Möglichkeit ruhig zu bleiben, denn Eure Hysterie ist zwar berechtigt, überträgt sich aber schnell auf den Täter.

Schritt 5. Gegenangriff

Das Zuschlagen ist die letzte Möglichkeit und sollte erst erfolgen, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind. Bedenkt hierbei, dass Ihr nach einem körperlichen Angriff Eurerseits nicht mehr mit Milde von Seite des Angreifers rechnen könnt.

Also wenn Ihr zuschlagt, solltet Ihr gut treffen und möglichst Euren ersten Schlag zum Letzten machen.

Es muss auch ganz klar sein, dass Eurer Gegenüber bei Eurer Gegenwehr verletzt werden kann. Daher geht es hier wirklich nicht mehr um Spaß, sondern um Notwehr. Die nur eingesetzt werden darf, wenn Ihr in Not seid. Sonst macht Ihr euch strafbar.

  • Genitalien: Bei Männern sind die Genitalien natürlich ein beliebtes Ziel, da ein direkter Treffer den Kampf augenblicklich beendet. Das Problem ist, dass viele Männer mit diesem Angriff rechnen und sich dagegen schützen, sei es durch die Körperhaltung oder einen Tiefschutz.
  • Bauch & Brust: Allzeit beliebte Ziele für große Effekte und Schmerzen sind Schläge auf die kurzen Rippen unterhalb der Achselhöhle, den Solar Plexus, die Schläfe oder, je nach Schuhwerk, ein Tritt auf die Zehen. Diese Angriffe verursachen große Schmerzen, sind aber nicht lebensbedrohlich.
  • Gesicht & Kopf: Weiterhin ist ein Griff in das Septum (unterer Teil der Nasenscheidewand) sehr schmerzhaft, sowie Druck mit den Daumen auf die Augenhöhlen, wobei diese beiden Varianten am besten auf nächster Nähe in einem Handgemenge eingesetzt werden können.

Es gibt noch weitere Schläge und Tritte, die nicht so einfach auszuführen sind und zudem Irreparable Schäden anrichten können. Diese solltet ihr von einem erfahrenen Trainer vermittelt bekommen. Besucht dazu einfach einen Selbstverteidigungskurs.

Durch Kampfsport seid ihr auf eine solche Situation besser vorbereitet. Um die Effektivität eurer Verteidigung zu erhöhen, könnt ihr zudem Selbstverteidigungswaffen einsetzen.

Notwehr: Was ist erlaubt?

Bei der Notwehr gibt es gesetzliche Vorgaben, was erlaubt ist und was nicht. Am besten macht Ihr euch vorab ein Bild, nicht dass später Rechtsstreitigkeiten aufkommen. Die folgenden Videos können euch dabei eine Hilfe leisten.

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Maximilian Hitzler

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