Selbstverteidigung: Informationen zur Verteidigung & Hilfestellungen

Selbstverteidigung ist euer Grundrecht! Vor Gewalt, Unterdrückung, sexueller Belästigung MÜSST ihr euch zur Wehr setzen. Sonst bleibt ihr immer in der Opferrolle und das hat Konsequenzen: Jemand der euch einmal unterdrückt, tut es wieder, außerdem nimmt eure Psyche Schaden. Mit Verteidigung meinen wir nicht nur die körperliche Selbstverteidigung.

Im Beitrag findet ihr Hilfestellungen, wie Ihr euch verteidigen und schützen könnt.

Selbstverteidigung Kurs
Quelle: Midjourney

Das Wichtigste auf einen Blick

Deutschland ist ein sehr sicheres Land, dennoch erleben viele Frauen sexuelle Gewalt (13%) oder Belästigung (58%) laut einer Studie des Bmfsfj 2004, es gab 5,05 Millionen Straftaten (2021) und 75.000 Wohnungseinbrüche (2020).

Mit anderen Worten, es ist besser sich verteidigen zu können und im besten Fall müsst ihr eure Verteidigungskenntnisse nie einsetzen. Helfen können euch Kenntnisse über Kampfsporttechniken sowie Selbstverteidigungswaffen. Zudem sollte ihr typische Gefahrensituationen kennen und meiden.

Wenn ihr in akuter Gefahr seid, ruft sofort 110 – den Notruf an!

Selbstverteidigung für Kinder, Frauen & Senioren

Die Opfer von Gewalt sind in erster Linie die Schwächeren. Ob das zuhause in der Partnerschaft, unterwegs beim Joggen oder auf dem Nachhauseweg von der Diskothek ist. Besonders gefährdet sind Frauen und Kinder. Schaut dazu am besten in unsere Beiträge:

Natürlich müssen sich auch Männer verteidigen. Das kann bei einem Einbruch, einem Überfall oder einer Kneipenschlägerei der Fall sein. Denkt nicht, dass eine schwache Person nicht lernen kann sich zu verteidigen. Es gibt für diesen Zweck spezielle Selbstverteidigungskurse, Kampfsportarten und Selbstverteidigungswaffen.

Selbstverteidigung lernen mit Kampfsport

Selbstverteidigung mit Kampfsport ist effektiv und es gibt noch weitere Vorteile: Training eurer Fitness, Gemeinschaft in der Kampfsportschule, Verbesserung der Beweglichkeit, Stärkung des Selbstbewusstseins und Motivation durch Vereinsmitglieder.

Mithilfe von Kampfsport lernt ihr einem Angriff zu begegnen und abzuwehren.

  • Das fängt schon bei eurer Körperstellung an. Ihr erlernt dem Angreifer eine kleine Angriffsfläche zu bieten bzw. steht so, dass ihr einen Schlag oder Tritt mit euren Armen und Beinen blocken könnt.
  • Bei Angriffen gibt es spezielle Abwehrmechanismen für Fuß-, Körper- oder Kopfangriffe. Des Weiteren lernt ihr mehr über Bodenkampf, waffenlose Selbstverteidigung, wie man den Gegner realistisch einschätzt.
  • Weiterhin lernt ihr durch das Selbstverteidigungstraining die empfindlichen Punkte des Angreifers kennen. Treffer bei sogenannten Vital- oder Schmerzpunkten sind besonders effektiv und machen den Angreifer schnell kampfunfähig. Dazu gehören beispielsweise die Nase, Gelenke und Schläfe. Bei Männern ist auch ein Treffer im Genitalbereich (Hoden) sehr schmerzhaft.
  • So könnt ihr den Angriff kontern bzw. durch einen Gegenangriff euer Recht zur Selbstverteidigung wahrnehmen.

Welchen Kampfsport ist dabei ausübt ist beinahe egal, sie sind alle geeignet. Hervorzuheben ist Krav Maga, da hier der Fokus auf eine schnell, von jedem erlernbare Kampfkunst gelegt wurde. 

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Selbstverteidigungskurse


Spezielle Selbstverteidigungskurse werden insbesondere für Frauen, Kinder und Senioren angeboten. Hier erlernt ihr in Schnellform, was ihr tun könnt, um euch aus einer Notlage zu befreien. Diese Kurse dauern in aller Regel nur einen Nachmittag oder ein paar Sitzungen.

Das ist sicherlich hilfreich, noch besser ist aber ein langfristiges Engagement in einer Kampfsportart. Denn das Wissen geht recht schnell verloren und hier ist es wie bei einer Fremdsprache: Wenn ihr die Selbstverteidigungsübungen nicht regelmäßig übt, geht das Wissen verloren.

Solltet ihr allerdings noch nie einen Kampfsport ausgeübt haben und euch unsicher sein, dann ist ein Seminar in Selbstverteidigung sicherlich ein guter erster Schritt.

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Selbstverteidigung mit Selbstverteidigungswaffen

Es gibt Hilfsmittel, die euch in der Not helfen können. Dazu zählen Alarme zur Abschreckung, die bei Aktivierung andere auf eure Situation aufmerksam machen. Es gibt Fernwaffen, die vor allem zuhause eingesetzt werden können, falls ein Einbruch stattfindet. Weiterhin gibt es Sprays, Elektroschocker, Schlagwaffen, die eure Kraft verstärken und euch im Nahkampf eine bessere Chance verschaffen.

  • Der Vorteil liegt auf der Hand: Ihr seid auch in schwächerer Position nicht hilflos. Gerade für körperlich schwache Menschen ist dies ein großer Pluspunkt. Es ist sogar teilweise möglich sich als Selbstverteidigungs-Laie gegen mehrere Aggressoren zu wehren. Allerdings sind die, in Deutschland legalen Waffen in ihrer Effektivität limitiert.
  • Waffen haben immer eine Reihe von Nachteilen: Sie können auch mal nicht funktionieren, die Munition kann ausgehen oder sie werden im schlimmsten Fall gegen euch eingesetzt.
  • Natürlich dürft ihr nur im Ernstfall Gebrauch von der Waffe machen, sonst macht ihr euch strafbar. Ihr solltet den Einsatz zudem vorher geübt haben, damit ihr im Ernstfall wisst was ihr tut.
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Gefahrensituationen vermeiden

Versucht aktiv Gefahren zu meiden. Das sind beispielsweise Gebiete, in denen es häufig zu Übergriffen kommt oder Situationen, die bekannterweise zu Gewalt führen.

  • Ein Partner, der zu Gewalt neigt, ist immer ein Gefahrenherd. Cholerische Menschen, gepaart mit Alkohol und sozialen Nöten sind tickende Zeitbomben.
  • Alkohol setzt die Hemmschwelle herunter. Betrunkene in Gruppen fühlen sich stark und lassen ihren sonst „stillen Aggressionen“ oft freien Lauf.
  • Der einsame Nachhauseweg von der Disco oder ein Lauf in einem einsamen Park bietet auch Gefahren. Sexualdelikte passieren nicht auf belebten Straßen, sondern meist in der Dunkelheit.
  • Seid erstmal skeptisch bei einer Reise in eine neue Stadt bzw. im Urlaub. Lernt die Gepflogenheiten erstmal kennen und schenkt euer Vertrauen nicht leichtfertig her.
  • In unsicheren Gegenden ist ein offener Drink ein Gefahrenherd für Roofies (Rohypnol, die K.O. Droge), um Mädchen gegen ihren Willen „abzuschleppen“.  

Wir möchten euch keinesfalls Angst machen. Sondern lediglich sensibilisieren, um Gefahrensituationen zu erkennen und zu meiden.

Notsituation: Was jetzt?

In den meisten Fällen ist man in einer Notlage (Überfall, Gewalt, sexuelle Übergriffe) allein unterwegs. Denn Gewalttäter suchen sich gerne schwache bzw. „einfache Opfer“ aus. Wenn ihr in einer Notlage seid, ob allein oder in einer Gruppe, solltet ihr diese Schritte beachten:


1. Hilfe rufen

  • Ruft laut um Hilfe, sodass andere Passanten auf eure Situation aufmerksam werden.
  • Wenn möglich ruft den Notruf (Nummer 110). Nennt Namen, Ort und Sachverhalt.
  • Freunden den Standort teilen (bspw. über Whatsapp oder Facebook)

2. Weglaufen

  • Rennt in eine belebte Gegend, ein Geschäft, zu einer Straße und schreit dabei um Hilfe
  • Wenn ihr in einer/ eurer Wohnung seid, rennt hinaus und klingelt bei Nachbarn und schreit dabei um Hilfe.

3. Deeskalieren

  • Wenn keine Hilfe in Sicht und weglaufen keine Möglichkeit mehr ist, solltet ihr versuchen die Situation zu deeskalieren.
  • Ob das möglich ist, hängt natürlich stark davon abhängig ab worum es geht. Vielleicht kann mit einer Entschuldigung, warmen Worten oder dem Hinweis auf strafrechtliche Konsequenzen Vernunft erreicht werden.
  • Auch falsche Versprechungen sind hier erlaubt, solange ihr nur aus der Notsituation rauskommt.

4. Forderung nachgeben – eine Option?

  • Werdet ihr überfallen solltet ihr spätestens jetzt nachgeben und eure Wertsachen herausgeben. Es geht um eure Gesundheit, diese ist unbezahlbar.
  • Bei einem sexuellen Übergriff ist die Sachlage unglaublich schwierig. Wie reagiert man, wenn der Sexualstraftäter droht euch umzubringen, wenn ihr nicht „mitspielt“ und eine Vergewaltigung „zulasst“?
  • Wir können hier keine Empfehlung aussprechen. Allein der Gedanke an diese Situation macht uns beim Schreiben dieses Beitrags wütend. Ob man mit einer Vergewaltigung leben kann oder lieber einen Kampf auf Leben und Tod riskiert – diese Antwort muss jede Frau oder Mann für sich finden.

5. Konfrontation und Selbstverteidigung

  • Als letzte Möglichkeit bleibt euch die Selbstverteidigung. Da damit die Situation weiter eskalieren kann, ist es wirklich der letzte Weg.
  • Zudem ist es nicht einfach die Lage richtig einzuschätzen. Ein Kampf gegen mehrere bewaffnete Gewalttäter ist beinahe aussichtslos und sie sind kaum zu besiegen.

Verteidigung gegen Mobbing

Nicht nur die Verteidigungen gegen körperliche Gewalt ist wichtig. Auch gegen seelische Gewalt und Mobbing auf dem Pausenhof solltet ihr euch (verbal) wehren.

  • Als erstes gilt es sich geeignete Hilfe zu suchen. Das hat überhaupt nichts mit „petzen“ zu tun. Es geht vielmehr darum mit erfahrenen Profis über die Situation zu sprechen.
  • Ein Aggressor sucht sich oft ein leichtes Opfer. Also jemanden mit geringem Selbstbewusstsein oder einer vermeintlichen Schwäche (Sprachfehler, Übergewicht). Oft sind es auch Minderheiten (Religion, Herkunft…).
  • Ein Experte kann euch helfen die geeignete Antwort auf den Aggressor zu finden. Das kann eine schlagfertige Antwort sein, die richtige Körperhaltung etc.
  • Auch eine Gemeinschaft, beispielsweise in einem Kampfsportverein kann euch helfen euer Selbstbewusstsein zu verbessern.
  • Es geht hier vor allem um Selbstbehauptung. Wenn ihr Mobbing zulasst und nicht lernt euch zu wehren, werdet ihr immer in der Opferrolle bleiben.

Sucht euch Hilfe bei Mobbing und Bedrohung (Anruf bei Telefonseelsorge, Schule, Polizei). Meist sind die Hilfestellen lokal organisiert, daher werdet ihr von dort weitervermittelt. Aufgeben ist keine Option, IHR SCHAFFT DAS!

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Hilfe: Hier findet ihr Kontaktdaten

Es gibt einige Rufnummern und Stellen, an die ihr euch wenden könnt, wenn ihr in Not seid oder Rat braucht.


Polizei 110 bei Gefahr | Rettungsdienst 112 bei Verletzten. Was solltet ihr auf jeden Fall angeben?

  • Wo seid ihr, bzw. ist etwas passiert
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Menschen sind betroffen bzw. involviert?
  • Gibt es Verletzte? Welche Art von Verletzung?
  • Nennt euren Namen und wartet auf Rückfragen

Beratung und Nothilfe

Selbstverteidigung FAQ: Gesetze, Tipps & Co.


Unsere Empfehlung an euch

1. Lernt euch zu verteidigen. Und zwar mit Händen und Füßen, mit Hilfe einer Kampfsportart oder einem Selbstverteidigungskurs. Das ist am nachhaltigsten und hält euch zudem fit.

2. Ergänzend dazu könnt ihr euch mit dem Thema Selbstverteidigungswaffen beschäftigen. Gerade wenn ihr häufig in Gefahrenregionen seid, bzw. Gefahrensituationen nicht vermeiden könnt, sind sie eine sinnvolle Ergänzung.


Maximilian Hitzler