Männer boxen bereits seit 1904 olympisch. Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit wurden 1896 in Athen ausgetragen, daher zählt das Boxen bei Olympia zu den ältesten Sportarten. Auch Frauen treten seit 2012 im Boxen an. 

Doch wie weit reicht die Geschichte des Boxens zurück? Welche Regeln galten früher? Wer sind die erfolgreichsten olympischen Boxer aller Zeiten? Wir klären auf dieser Seite über die wichtigsten Fakten zum olympischen Boxen auf.

Olympia Boxen
Quelle: Midjourney

Das Wichtigste in 30 Sekunden

  • Olympisches Boxen gehört zu den ältesten olympischen Sportarten der Geschichte.
  • Die erfolgreichste Nation sind die USA, gefolgt von Kuba und Großbritannien.
  • Die Einteilung in Altersklassen und Gewichtsklassen soll für ausgeglichene Kämpfe sorgen.
  • Aufgrund der unterschiedlichen Verbände kommt es immer wieder zu Streitigkeiten, beispielsweise für die Qualifikation 2024 in Paris.

Boxen bei Olympia – Entstehung und Geschichte

Das olympische Boxen (manchmal auch Amateurboxen genannt) gehört zu den ersten olympischen Sportarten und blickt auf eine noch deutlich längere Vorgeschichte zurück. Der antike Faustkampf wurde bereits um 3000. v. Chr. zu Unterhaltungszwecken ausgetragen. Zu dieser Zeit gab es allerdings keine Regeln, was häufig zu schweren Verletzungen und auch zum Tod führte.

Das erste größere Regelwerk wurde im Jahr 1743 eingeführt, die sogenannten „Broughton Rules“. Hier wurde unter anderem festgelegt:

  • Angriffe auf am Boden liegende Gegner sind verboten.
  • Verbot von Tiefschlägen
  • Kampfabbruch, wenn 30 Sekunden nach erfolgtem Niederschlag nicht weitergekämpft werden kann.

Im Jahr 1838 folgten die London Prize Ring Rules. Dieses Regelwerk steuerte das Kampfgeschehen unter anderem durch:

  • Einführung des Boxrings, ähnlich dem heutigen Standard
  • Klares Verbot des Kopfstoßes
  • Einsatz von zwei Schiedsrichtern, jeder von einer Seite ausgewählt
  • Abbruch des Kampfes, wenn ein Kämpfer nach der Pause nicht selbstständig in die Ringmitte zurückkehrt

Im Jahr 1867 kam es zur Einführung der Queensberry Regeln. Diese stellen die Grundlage der heutigen Regelwerke dar und gelten seit 1892 bei jedem Boxkampf. Hier wurde festgelegt:

  • Kampf mit Boxhandschuhen
  • Wettkämpfe besitzen eine Rundenzeit von drei Minuten mit einer Minute Pause
  • Auszählen bis zehn bei Niederschlag

Welche Gewichtsklassen gibt es beim olympischen Boxen?

Männer und Frauen treten getrennt an und werden dabei in unterschiedliche Gewichtsklassen unterteilt. Diese Klassen wurden im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Bei den Sommerspielen 2024 gelten die Gewichtsklassen:

Boxen bei Olympia – Gewichtsklassen der MännerGrenze in kg
Fliegengewichtbis 51
Federgewichtbis 57
Leichtgewichtbis 63,5
Weltergewichtbis 71
Mittelgewichtbis 80
Schwergewichtbis 92
Superschwergewichtüber 91
Boxen bei Olympia – Gewichtsklassen der FrauenGrenze in kg
Fliegengewichtbis 50
Federgewichtbis 54
Leichtgewichtbis 57
Weltergewichtbis 60
Mittelgewichtbis 66
Halbschwergewichtbis 75

Boxen Olympia 2024 in Paris

Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 wird wieder geboxt. Normalerweise wurden die Teilnehmer durch die IBA (International Boxing Association, früher AIBA) eingeladen. Das geschah aufgrund der Erfolge bei Weltmeisterschaften, globaler Ranglisten und kontinentaler Qualifikationsturniere. So sollte sichergestellt sein, dass die besten Athleten von allen Kontinenten antreten und sich hochwertige Wettkämpfe liefern. 2024 in Paris läuft dies etwas anders ab, da es Streitigkeiten zwischen den Verbänden gab.

Wie läuft die Qualifikation für das Boxen bei Olympia 2024 ab?

Aufgrund eines Streits zwischen dem Weltverband IBA (International Boxing Association) und dem olympischen Dachverband IOC (International Olympic Committee) wird die Qualifikation 2024 anders gehandhabt. Das IOC hat der IBA das Recht zur Qualifikation entzogen und kurzerhand ein eigenes Qualifikationssystem entwickelt. Dieses sieht die Qualifikation für jede Gewichtsklasse über die kontinentalen Spiele und spezielle Qualifikationsturniere vor:

  • 2 Plätze über Panamerikanische Spiele 2023
  • 2 bzw. 4 Plätze über Europaspiele 2023
  • 2 Plätze über Asienspiele 2023
  • 1 Platz über Pazifikspiele 2023
  • 1 Platz über Afrikaspiele 2023
  • 8 Plätze über zwei internationale Qualifikationsturniere, je vier pro Turnier
  • 9 Wildcards, 5 bei den Frauen und 4 bei den Männern

Einen Sonderfall bilden die Franzosen. Als Gastgeber wurden ihnen 6 Quotenplätze zugesprochen. Das war allerdings bei den vorherigen Spielen ebenfalls so. Damit treten pro Gewichtsklasse insgesamt 16 bis 22 Boxer bei Olympia 2024 an.

Eine Besonderheit beim Boxen ist die Bindung des Qualifikationsplatzes. Der Athlet, der den Platz gewinnt, muss selbst und in der entsprechenden Klasse antreten. In den meisten anderen Sportarten erringen die Sportler Qualifikationsplätze für ihr jeweiliges Land. Diese werden dann vom Nationalen olympischen Komitee vergeben.

Boxen Olympiasieger Weltmeister – Liste

Der Boxsport gehört seit 1904 dauerhaft zu Olympia. In der olympischen Geschichte wurden hunderte Boxkämpfe ausgetragen. Lediglich 1912 in Stockholm gab es keine Boxkämpfe, da Boxen in Schweden zu dieser Zeit verboten war. Hier findet Ihr einen kurzen Überblick über die vergangenen Spiele:

JahrAustragungsortLand
1904St. LouisVereinigte Staaten
1908LondonVereinigtes Königreich
1920AntwerpenBelgien
1924ParisFrankreich
1928AmsterdamNiederlande
1932Los AngelesVereinigte Staaten
1936BerlinDeutschland
1948LondonVereinigtes Königreich
1952HelsinkiFinnland
1956MelbourneAustralien
1960RomItalien
1964TokioJapan
1968Mexiko-StadtMexiko
1972MünchenDeutschland
1976MontrealKanada
1980MoskauSowjetunion
1984Los AngelesVereinigte Staaten
1988SeoulSüdkorea
1992BarcelonaSpanien
1996AtlantaVereinigte Staaten
2000SydneyAustralien
2004AthenGriechenland
2008PekingVolksrepublik China
2012LondonVereinigtes Königreich
2016Rio de JaneiroBrasilien
2021TokioJapan

Aktuelle Box-Weltmeister bei Olympia

Die letzten Gewinner der Goldmedaillen 2021 in den jeweiligen Klassen sind:

GewichtsklasseMännerFrauen
FliegengewichtGalal YafaiStojka Krastewa
FedergewichtAlbert BatyrgasijewSena Irie
LeichtgewichtAndy Cruz GómezKellie Harrington
WeltergewichtRoniel IglesiasBusenaz Sürmeneli
MittelgewichtHebert ConceiçãoLauren Price
HalbschwergewichtArlen López
SchwergewichtJulio César La Cruz
SuperschwergewichtBahodir Jalolov

Wie erfolgreich ist Deutschland im Boxen bei Olympia?

Deutsche Athleten konnten in der Vergangenheit schon mehrfach Goldmedaillen im Boxen holen. Die BRD belegt in der Olympia-Statistik den Platz Nummer 13 mit fünf Goldmedaillen über alle Gewichtsklassen. Die Zahl spiegelt allerdings nur die halbe Wahrheit wider, da in der Geschichte zwei Medaillen an das Deutsche Reich und vier Medaillen in die DDR gingen. Diese werden nicht mitgezählt, da es offiziell andere Länder sind.

Hier zeigen wir Euch die Liste der deutschen Olympiasieger in chronologischer Reihenfolge:

  • 1936 Herbert Runge (Deutsches Reich, Superschwergewicht)
  • 1936 Willy Kaiser (Deutsches Reich, Fliegengewicht)
  • 1956 Wolfgang Behrendt (BRD, Bantamgewicht)
  • 1968 Manfred Wolke (BRD, Weltergewicht)
  • 1972 Dieter Kottysch (BRD, Halbmittelgewicht)
  • 1976 Jochen Bachfeld (DDR, Weltergewicht)
  • 1980 Rudi Fink (DDR, Federgewicht)
  • 1988 Andreas Zülow (DDR, Leichtgewicht)
  • 1988 Henry Maske (DDR, Mittelgewicht)
  • 1992 Andreas Tews (BRD, Federgewicht)
  • 1992 Torsten May (BRD, Halbschwergewicht)

Wie Ihr seht, gibt es auf deutscher Seite keine Mehrfachsieger. Das passiert bei Olympia aber generell eher selten. Vermutlich liegt dies an der langen Zeitspanne zwischen zwei Turnieren.

Die erfolgreichsten Jahre für das deutsche Olympia-Boxteam waren 1936, 1988 und 1992, wo jeweils zwei Sportler in ihrer jeweiligen Gewichtsklasse Gold erkämpfen konnten. Erfolgreichster deutscher Olympiaboxer nach Medaillen wäre Andreas Tews mit Gold 1992 und Silber 1988.

Zwei Athleten stechen noch auf eine andere Weise heraus. Diese beiden haben neben ihrer Olympia Goldmedaille zusätzlich noch den Weltmeistertitel in ihrer Gewichtsklasse geholt:

  • Henry Maske 1988 Olympia und 1989 Weltmeister
  • Torsten May 1991 Weltmeister und 1992 Olympia
Wettkaempfe Olympia
Quelle: Midjourney

Regeln und Wettkampflogik beim olympischen Boxen

Olympische Boxkämpfe verfügen teilweise über andere Bestimmungen als das Profiboxen. Die Anzahl der Runden beispielsweise ist deutlich geringer. Andere Vorschriften wiederum sind gleich. Allgemein gilt:

  • Ein Kampf dauert 3 Runden
  • Boxhandschuh Pflicht
  • Zahnschutz Pflicht
  • Tiefschutz Pflicht bei Männern
  • Brustschutz Pflicht bei Frauen
  • Kopfschutz Pflicht für Kinder, Jugendliche und Frauen

Männer sind von der Kopfschutzpflicht ausgenommen. Grund ist eine Studie, die negative Effekte durch das zusätzliche Gewicht nachweisen konnte. Durch die harten Schläge treten übermäßige Querbeschleunigungen auf. Dieser Effekt ist geringer, wenn ohne Kopfschutz gekämpft wird. 

Hier geben wir Euch einen Überblick über die wichtigsten Regeln in den Alters- und Gewichtsklassen:

KlasseRundenanzahl und ZeitMaximales Anzählen bis KampfabbruchHandschuheKopfschutz
pro Rundepro Kampf
U13 Schüler3 x 1 Min2310 OzX
U15 Kadetten3 x 1,5 Min2310 OzX
U17 Junioren3 x 2 Min2310 OzX
U19 Jugend3 x 3 Min3410 OzX
Erwachsene, Männerbis 63 kg3 x 3 Min3710 Oz 
Erwachsene, Männerüber 63 kg3 x 3 Min3712 Oz 
Erwachsene, Frauen3 x 3 Min3410 OzX

Die Gewichtsklassen beim olympischen Boxen wurden über die Jahre mehrfach verändert. Derzeit gibt es die Klassen:

  • Fliegengewicht (M/F)
  • Federgewicht (F)
  • Leichtgewicht (M/F)
  • Weltergewicht (M/F)
  • Mittelgewicht (M/F)
  • Halbschwergewicht (M/F)
  • Schwergewicht (M)
  • Superschwergewicht (M) 

Wie wird bei Olympia der Sieger im Boxen ermittelt?

Der Sieger wird unter den Athleten durch ein K.o. System ermittelt. Wer einen Kampf verliert, scheidet aus. Je nach Teilnehmerzahl der Gewichtsklasse unterscheidet sich die Verteilung der Duelle ein wenig. Typische Kämpfe sind:

  • Runde der letzten 32 (Sechzehntelfinale)
  • Achtelfinale
  • Viertelfinale
  • Halbfinale
  • Finale

Was ist der Val-Barker-Pokal?

Die Sonderauszeichnung „Val-Barker-Pokal“ wird seit 1936 an den technisch besten Boxer aller Gewichtsklassen vergeben. Häufig ist dies einer der Goldmedaillengewinner, aber nicht immer. Den letzten Val-Barker-Pokal gewann Hasanboy Doʻsmatov aus Usbekistan.

Skandale und Streitpunkte im olympischen Boxen

Es gab in der Geschichte des Boxens immer wieder Skandale und Streitpunkte hinsichtlich der Kampfrichter und Organisationen. Der größte Skandal ist der Ausschluss des Weltverbands IBA (International Boxing Association) von der olympischen Qualifikation. Grund ist eine unzureichende Transparenz bei der Finanzierung und wiederholte Probleme bei der Wahl der Kampfrichter. Der Streit könnte bewirken, dass 2028 in Los Angeles kein Boxen stattfindet.

Kürzlich erst, bei den Sommerspielen 2021 in Tokyo, wurde Mourad Aliev im Viertelfinale im Superschwergewicht disqualifiziert. Ihm wurde ein Kopfstoß vorgeworfen, dem der Franzose jedoch widerspricht. In der Folge wird Aliev kurzerhand disqualifiziert.

Bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro gab es gravierende Fehlentscheidungen und den Verdacht auf Manipulation. So wurde beim Finale im Schwergewicht der klar unterlegene Jewgeni Tischtschenko 3:0 zum Punktsieger erklärt. Das Gleiche geschah in einem Viertelfinale im Bantamgewicht zwischen Michael Conlan und Wladimir Nikitin zugunsten von Nikitin. Nach dem Turnier 2016 wurden alle 36 Kampfrichter suspendiert.

Bei Olympia 2012 in London kam es zu einer gravierenden Fehlentscheidung im Bantamgewicht. Satoshi Shimizu schickte seinen Gegner Magomed Abdulhamidow in der dritten Runde sechs Mal zu Boden. Abdulhamidow wurde dabei nicht angezählt und der Kampf nicht vorschriftsgemäß zugunsten von Shimizu abgebrochen. Am Ende gewann Abdulhamidow überraschend nach Punkten. Der Sieg wurde Shimizu nachträglich zugesprochen und die Kampfrichter suspendiert.

Das wohl bekannteste Beispiel ist der Finalkampf 1988 in Seoul im Halbmittelgewicht. Roy Jones Junior dominierte den Kampf klar. Nach der letzten Runde und einer Trefferbilanz von 86:32 für Roy Jones Junior wurde Park Si-hun aus Südkorea der Punktsieg zugesprochen. Das Urteil gilt heute als eine der größten Fehlentscheidungen im olympischen Boxen.

FAQ – Olympia und Boxen

Maximilian Hitzler