Capoeira ist eine im Vergleich andersartige Kampfkunst, die sich von anderen Kampfsportarten wie Judo, Aikido, Karate oder Taekwondo weitestgehend unterscheidet. Das liegt nicht nur am Training, sondern auch an den Techniken des Capoeiras. Bei dieser Kampfkunst weichen die Rivalen einander aus, anstatt Schläge, Tritte, Würfe oder Hebeltechniken anzuwenden. Außerdem motivieren sie sich gegenseitig mit einer speziellen Musik.
Das Wichtigste vorab
- Capoeira ist eine einzigartige Form der Kampfkunst, die sich stark von anderen Kampfsportarten wie Karate oder Judo unterscheidet.
- Capoeira beinhaltet weder Schläge noch Tritte es ist der bekannte brasilianische „Kampftanz“. Die Kunstform kombiniert Elemente von Tanz, Musik und Akrobatik.
- Musik ist ein unverzichtbarer Bestandteil von Capoeira und beeinflusst den Rhythmus und die Dynamik des Spiels.
- Weiche und fließende Bewegungen stärken die körperliche und mentale Fitness der Capoeiristas.
- Die Übungen spielen sich in einem Kreis ab.
- Capoeira ist weniger für Selbstverteidigung geeignet, sondern mehr als soziale und kulturelle Praxis zu verstehen.
Elemente und Ablauf
Capoeira setzt sich aus drei Elementen zusammen. Sie nennen sich Kampf, Musik und Kreis. Das Letztere ist auch unter dem Namen Roda bekannt. Dabei handelt es sich um die portugiesische Bezeichnung für einen Kreis. Kampfsportler, die Capoeira ausüben, nennen sich Capoeiristas. Sie bilden einen Kreis um die zwei Kämpfer, die gegeneinander antreten.
In der Capoeira kommunizieren zwei Sportler miteinander durch Bewegung in einem „Roda“, oder Kreis, von anderen Teilnehmern, die die Musik und Gesänge liefern. Spieler antworten auf die Bewegungen des anderen, oft in einer Weise, die mehr wie ein Tanz als ein Kampf wirkt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass trotz seines tänzerischen Aussehens Capoeira tatsächlich eine Kampfkunst ist und die Bewegungen durchaus potenziell offensiv und defensiv sind.
- Der Vorteil des Kampfes beim Capoeira liegt in seiner Spontanität. Daraus ergibt sich ein interessantes Zusammenspiel aus Aktion und Reaktion.
- Capoeira verfolgt im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten wie Karate, Kickboxen oder Taekwondo nicht das Ziel, den Rivalen zu treffen. Stattdessen weichen Capoeiristas den Angriffen ihres Partners überwiegend aus. Im Kampf existieren des Weiteren keine Hebel oder Blockelemente. Die Bewegungen sind fließend und weich.
- So wie beim Judo die Fallschule eine notwendige Bedingung zum Erlernen des Kampfsports darstellt, agiert beim Capoeira die Musik als elementarer Bestandteil dieser Kampfkunst.
- Berimbau lautet der Name des wichtigsten Musikinstruments des Capoeiras. Das ist ein Musikbogen. Er funktioniert jedoch nur mit einer Metallsaite und einem Holzstab. Als Klangkörper dient ein ausgehöhlter Kürbis. Rasseln und Trommeln finden ebenso Anwendung.
Geschichte des Capoeiras & heute
Laut schriftlichen Berichten existiert Capoeira seit dem 16. Jahrhundert. Den Ursprung dieser exotischen Kampfkunst stellen unterschiedliche afrikanische Volkstänze dar. Mittlerweile dominieren zwei unterschiedliche Capoeira-Stile. Die erste Variante heißt Capoeira Angola. Der zweite Stil nennt sich Capoeira Regional. Der erste Angola-Stil ist die ältere Version dieser spezifischen Kampfkunst. Capoeira Regional hingegen genießt den Ruf des modernen Capoeiras.
Aus zahlreichen Texten geht hervor, dass verschleppte Sklaven aus Afrika diese Kampfkunst entwickelt haben. Es handelt sich dabei um die Sklaven Brasiliens. Der Begriff Capoeira symbolisiert einen kleinen Vogel. Er fungiert als Bezeichnung dieser Kampfkunst, da sich das männliche Vögelchen keineswegs vor seinen Gegnern fürchtet. Das Männchen lässt sich mutig auf wilde Kämpfe mit seinen Mitstreitern ein.
Mittlerweile genießt Capoeira eine internationale Verbreitung. Es existieren unterschiedliche Schulen. Sie unterscheiden sich jedoch im Hinblick auf das Training sowie die Stile. Die Vorgehensweise von Mestre Bimba spielt im Capoeira Regional eine wichtige Rolle, im Capoeira Angola hingegen dominieren die Methoden von Mestre Pastinha. Er fokussierte sich auf traditionelle Bewegungen. Die Regional-Variante vermittelt den Capoeiristas auch Elemente aus dem Angola-Stil. Weltweit hat sich ein weiterer Stil durchgesetzt. Sein Name lautet Capoeira Contemporânea.
- Köhler, Christian (Autor)
Besonderheiten von Capoeira
Malícia nennt sich eine wichtige Besonderheit von Capoeira. Dieser Trainingsbestandteil stellt die Seele der beliebten Kampfkunst dar. Ferner unterscheiden sich Capoeira-Kampftechniken im Vergleich zu den Würfen, Hebeln, Schlägen oder Tritten der zahlreichen anderen Kampfkünste.
Der portugiesische Begriff Malícia lautet übersetzt „Bösartigkeit“ sowie „Verschlagenheit“. In der brasilianischen Sprache hat die Bezeichnung jedoch keinen negativen Beigeschmack. „Kriegslist“ oder „Schläue“ agieren im Brasilianischen als gleichwertige Begriffe für Malícia. Schlangen dienen als Beispiel, um die Kriegslist zu verbildlichen. Sie warten in ihrem Versteck, um ihre auserwählte Beute ohne jegliche Gegenwehr zu verspeisen.
Einer der charakteristischen Züge der Capoeira ist der „Ginga„, ein Grundschritt, der das zentrale Element der Capoeira-Bewegung ist. Andere bekannte Bewegungen sind der „Martelo“ (Hammer), „Queixada“ (Kiefer), „Meia-lua de compasso“ (Halbmond des Kompasses), „Armada“ (bewaffnet) und der „Au“ (ähnlich einem Rad).
Regeln bei Capoeira
Im Capoeira gelten wichtige Regeln. Sie setzen sich aus den drei nachfolgenden Vorschriften zusammen. Die genannten Regeln weisen eine internationale Gültigkeit auf. Es ist nicht gestattet, diese zu ändern, zu variieren oder gar zu hinterfragen. Sie agieren als Sicherheitsfaktor. Zudem unterstützen sie die Philosophie dieser Kampfkunst.
- Zu den normativen Regeln gehört die aktive Spielbefolgung zwischen zwei Spielern innerhalb des Kreises. Das Ziel besteht darin, den Rivalen zu werfen. Allerdings darf der Mitstreiter keineswegs verletzt werden. Schläge und Tritte sind strengstens verboten. Außerdem sind Capoeiristas stets verteidigungsbereit. Ferner findet kein Kampf ohne die Musikbegleitung statt.
- Pragmatische Regeln fungieren als Spielanleitung. Beim Capoeira ergibt sich der Kampf aus der Bewegung heraus. Zu den Regeln gehört unter anderem, gezielt den Angriffen auszuweichen. Darüber hinaus vergrößern Kämpfer ihren Freiraum, indem sie gekonnt den Spielraum ihres Rivalen einschränken. Außerdem schreiben die pragmatischen Regeln eine permanente Bewegung vor. Darüber hinaus gehört ein regelmäßiges Lächeln zu den pragmatischen Regeln.
- Mestre Bimba wollte mit seinen Regeln, Capoeristas zu einem Leben in Vorsicht bewegen. Er riet seinen Schülern, das Rauchen aufzugeben, um ihre Gesundheit zu schonen. Des Weiteren empfahl er ihnen, sich nicht mit dem Rücken zu einer Straße hinzusetzen. Ferner sollten die Schüler, sich nicht in dunklen Straßen aufhalten. Außerdem befürwortete er Disziplin, indem er während des Trainings kein Reden duldete. Er animierte Capoeiristas dazu, täglich die Basisübungen zu praktizieren.
Tanz & Musik im Capoeira
Berimbau, Atabaque sowie Pandeiro bestimmen die Musik und den Rhythmus im Capoeira. Zahlreiche Rhythmen finden sich im Kreis namens Roda wieder. Im Campoeira Angola dominiert ein langsamer Rhythmus. Allerdings ist die Musikalität größer. Des Weiteren klatschen die Teilnehmer bei diesem Stil nicht. Zu den weiteren Rhythmen, die Toque genannt werden, zählen:
- São Bento Grande de Angola
- São Bento Grande de Bimba
- Benguela
- São Bento Pequeno
- Luna
In der Roda spielt der Berimbau-Spieler eine zentrale Rolle. Er gibt den Rhythmus vor. Ehe der Kampf beginnt, setzen sich die zwei auserwählten Capoeiristas für einen Moment vor die Instrumente. Sie blicken sich in die Augen, geben sich die Hand und beginnen mit einem Rad den Kampf im Kreis. Dabei sind sie von den anderen Teilnehmern umgeben.
Verschiedenen Capoeira-Stile & Unterschiede
Capoeira hat im Laufe der Zeit verschiedene Stile und Schulen hervorgebracht, die jeweils ihre eigenen Techniken und Philosophien haben. Die zwei bekanntesten Stile sind Capoeira Angola und Capoeira Regional.
- Capoeira Angola ist der traditionellere Stil und legt großen Wert auf Strategie, Raffinesse und Ritual. Die Bewegungen sind oft langsamer, aber das bedeutet nicht, dass sie weniger komplex sind. Im Gegenteil, es erfordert eine hohe Konzentration und ein tiefes Verständnis der Kunst.
- Capoeira Regional hingegen ist eine modernere Form, die in den 1930er Jahren entwickelt wurde. Sie ist schneller und akrobatischer und legt mehr Wert auf körperliche Fitness. Beide Stile haben ihre eigenen Musikstile und Instrumente, die den Rhythmus und die Energie des Spiels bestimmen. Also, welcher Stil spricht dich mehr an?
Capoeira-Ausrüstung
Capoeira Regional gehört zu den wenigen Varianten, die eine Graduierung mithilfe von Gürteln praktiziert. Der jeweilige Gürtel zeigt den Grad des Capoeiristas an. Um jeweils die nächste Stufe zu erreichen, beweist der Capoeirista im Laufe der Zeit, den stets steigenden Anforderungen gewachsen zu sein. Zu diesen gehört:
- mit einem oder gar mehreren Lehrern im Kreis zu spielen
- Capoeira-Musik beherrschen
- Akrobatikbewegungen, Ausweich- und Angriffstechniken durchführen
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Ist Capoeira zur Selbstverteidigung geeignet?
Im Hinblick auf Selbstverteidigung ist Capoeira weniger geeignet als beispielsweise Krav Maga.
Das liegt an den Techniken, welche die unterschiedlichen Capoeira-Stile beinhalten. Es geht überwiegend darum auszuweichen. Der Kampf wird nicht beendet, wenn der Gegner kampfunfähig ist. Andere Sportarten wie Jiu-Jitsu oder Judo zielen jedoch mit Hebeln darauf ab, den Mitstreiter zu einer Aufgabe zu bewegen.
FAQ & Trends
Capoeira ist weit mehr als eine einfache Kampfkunst. Sie ist ein vielschichtiges Phänomen, das Tanz, Musik, Kultur und Gemeinschaft in einer einzigartigen Weise verbindet. Capoeira ist tief in der brasilianischen Kultur verwurzelt, aber ihre Faszination und ihr Einfluss sind global. Für Anfänger bietet sie eine einladende und dynamische Umgebung, um nicht nur körperliche Fähigkeiten, sondern auch ein tieferes Verständnis für eine reiche Kultur zu entwickeln.
In der modernen Welt ist Capoeira ständig im Wandel. Mit dem Aufkommen von sozialen Medien haben Capoeiristas neue Plattformen gefunden, um ihre Fähigkeiten und Techniken zu teilen. Online-Tutorials und virtuelle Klassen sind aufgrund der COVID-19-Pandemie immer beliebter geworden. Es gibt auch einen Trend zur Fusion von Capoeira mit anderen Tanz- und Kampfkunstformen, was zu einer noch vielfältigeren und dynamischeren Praxis führt.
Hier findet ihr ein paar weiterführende Quellen:
- Buch – Capoeira: Roots of the Dance-Fight-Game – Buch von Nestor Capoeira
- Capoeira Connection – Online-Community und Blog
- Abadá-Capoeira ist die weltweit größte Capoeira-Organisation
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