Gegen Frauen gerichtete Gewalt ist ein leider immernoch ein großes Problem. Das liegt in den meisten Fällen wohl daran, dass Frauen im Schnitt körperlich schwächer sind als ihre männlichen Kollegen und viel öfters Opfer von sexueller Belästigung und Gewalt sind, als Männer. Wir wollen Euch ein paar Zahlen nennen und Möglichkeiten der Selbstverteidigung für Frauen aufzeigen.

Selbstverteidigung Frau
Quelle: Midjourney

In 30 Sekunden das Wichtigste

  • Prävention für häufige Gefahrensituationen (Heim von der Dicso, alleine in Wohnung etc.)
  • Wann darf man sich im Rahmen der Notwehr verteidigen? Tipps im Video
  • Wie könnt ihr effektiv Gegenwehr leisten, wenn eine Notsituation eintritt?
  • Seid Ihr in einer Notsituation? Dann wählt sofort die 110. In diesem Beitrag geht es um die Prävention von Gefahrensituationen.

Wann darf ich mich verteidigen?

Was als Notwehr gilt, wann es erlaubt ist euch zu verteidigen und vor allem wie, erfahrt Ihr in den folgenden Videos:

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Notsituation eingetreten – Wie reagieren?

Sobald es darum geht mit unmittelbaren Gefahr, die von einer oder mehreren Personen ausgeht, umzugehen wird es brenzlig.

  1. Zunächst solltet ihr durch Hilferufe andere Passanten auf eure Situation aufmerksam machen.
  2. Versucht zu flüchten, an einen sicheren Ort (verschlossenes Haus), in eine sichere Gegend (andere Menschen, Polizei) oder einfach weitere weg von der Gefahr.
  3. Sollte das alles nichts mehr bringen, gibt es nur noch die Selbstverteidigung.
  4. Damit Ihr auf die Situation besser reagieren könnt, ist es empfehlenswert einen Selbstverteidigungskurs zu belegen.

Gegenwehr in der Not

In der Situation selbst, also wenn Ihr in eine Ecke gedrängt wurdet, hilft häufig nur noch die körperliche Gegenwehr. Es kann eventuell sogar von Vorteil sein, wenn Ihr zuschlagt, obwohl er Euch das nicht zutraut.

  • Sobald Gewalt ausgeübt wird, kann davon ausgegangen werden, dass es ein rechtliches Nachspiel nach sich zieht. Natürlich hat man das recht sich zu verteidigen, hier fällt auch schnell der Begriff der Notwehr. Der Einsatz von Gewalt muss aber immer das letzte Mittel sein.
  • In einem Selbstverteidigungskurs für Frauen wird Euch beigebracht, wie Ihr speziell mit körperlich überlegenen Angreifern umgehen könnt. Unter anderem lernen in der Selbstverteidigung Frauen, wie sie einem Mann selbstbewusst begegnen, um ihn abzuschrecken oder wie sie ihn notfalls zu Boden werfen, um zu flüchten. Auch die Verwendung von Waffen zur Selbstverteidigung für Frauen wird mit behandelt.
  • Zu diesem Zeitpunkt habt Ihr noch die Chance durch einen Überraschungsangriff zu punkten. Dieser erste Schlag ist vielleicht Eure letzte Chance zur Gegenwehr, kann aber bei Unachtsamkeit und richtiger Technik die Auseinandersetzung beenden. Es gibt einige verletzbare Körperregionen, beispielsweise Augen, Hals, Solarplexus etc. Wo ihr wie zuschlagen könnt, erlernt Ihr in einem Kurs.
  • Der Einsatz von Selbstverteidigungswaffen ist rechtlich ein wenig schwierig. Generell heisst es ja, man darf alles einsetzen, was den Angriff vom Opfer abwendet, wenn alle vorherigen Mittel versagt haben. Aber dennoch ist Vorsicht geboten. Besonders, wenn Ihr jemanden mit einer Waffe ernsthaft verletzt, muss mit juristischen Folgen gerechnet werden.
  • Die langfristigste Variante ist das Erlernen einer Kampfsportart, aber dafür ist diese Möglichkeit sehr effektiv. Kampfsportarten bilden den Körper und den Geist, lassen Euch selbstsicherer auftreten und im Ernstfall wisst Ihr hart und an der richtigen Stelle zuzuschlagen. Das Erlernen dauert zwar meistens Jahre, aber dafür interessiert Euch die Größe oder das Gewicht eines Angreifers dann nicht mehr.

Welche Gefahrensituationen gibt es?

Ihr solltet als erstes wissen, wie Situationen entstehen, die für Euch gefährlich werden können und wie Ihr sie bereits im Voraus vermeiden könnt. Denn häufig braucht es keine Polizisten mit Schlagstöcken, um eine Situation zu entschärfen. Die Prävention beginnt schon bei der Wahl der Kleidung. High Heels sind zwar sexy, aber unpraktisch. Mit Ballerinas könnt Ihr schneller laufen und diese, falls nötig, ausziehen und zutreten. Bedenkt diesen Gegensatz, wenn Ihr Euch für den Abend kleidet.


Situation – Auf offener Straße

Sehr häufig geschehen Übergriffe, besonders jene mit sexuellen Absichten, auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln und hier ist es in den meisten Fällen spät nachts. Alkohol und Drogen können, besonders um diese Uhrzeiten, eine große Rolle spielen. Die Täter sind also in Bezug auf ihre Hemmschwelle häufig negativ beeinflusst und meist noch zusätzlich in Gruppen unterwegs.

5 Tipps zur Prävention

  1. Die beste Chance zur Vermeidung habt Ihr, wenn Ihr selbst in einer Gruppe unterwegs seid. Sexualstraftäter schrecken am schnellsten vor männlicher Begleitung zurück.
  2. Eine weitere Möglichkeit wäre, nicht zu Fuß zu gehen. Freunde mit Auto oder ein Anruf beim Taxiunternehmen bewahren Euch davor, erst in die Situation zu gelangen.
  3. Seid Ihr gezwungen, allein und zu Fuß nachhause zu gelangen, dann benutzt Wege, die Ihr kennt und die gut ausgeleuchtet sind. Das hat den Zweck, dass Ihr eventuellen Menschengruppen, besonders reinen Männergruppen, frühzeitig ausweichen könnt. Wechselt in großem Abstand vorher die Straßenseite, um ein paar Meter Luft zu haben oder versteckt Euch ganz und lasst sie vorüberziehen, wenn sie Euch überhaupt nicht bemerkt haben. Der Alkohol kann Euch hier helfen, denn er verschlechtert deren Sinne.
  4. Das Heimwegtelefon ist aktuell in Deutschland auf dem Vormarsch. Hierbei ruft Ihr in einem Service-Center an, teilt Euren Standort und Zielpunkt mit, unterhaltet Euch mit einem netten Mitarbeiter und erzählt ihm regelmäßig, wo Ihr seid. Somit erweckt Ihr nach außen hin den Eindruck, erwartet zu werden und wenn etwas geschieht, ruft der Mitarbeiter sofort die Polizei.
  5. Grundregel: Richtig ist Alles, was die Konfrontation vermeidet, denn auf Hilfe könnt Ihr hier nur selten zählen.

Situation – Club, Disco, Konzert, Volksfest

Triebtäter sind dreist. Bei großen öffentlichen Veranstaltungen kommt es immer wieder zu Übergriffen. Interessanterweise geschieht dies teils sogar in Menschenmengen, meist aber an den weniger besuchten Orten wie Paar-Kuschelecken, Toiletten oder Raucherecken.

Prävention

Auch hier gilt wieder: die Gruppe schützt. Ein Grund mehr, warum Frauen nicht allein auf die Toilette gehen, wenn diese wenig besucht ist. An der 13. Stelle einer Warteschlange wird Euch nichts passieren, aber den alleinigen Aufenthalt an verwaisten Orten solltet Ihr vermeiden, wenn kein Bekannter in Rufweite ist.


Situation – in einer Wohnung oder einem Haus

Ob es durch Einbruch geschieht, jemand den Täter hereingelassen hat oder ob Ihr Euch in gutem Glauben habt „abschleppen“ lassen: mit einem gewaltbereiten Täter in einer privaten Wohnung zu sein ist immer schlecht, denn hier seid Ihr meist auf Euch gestellt und habt nur sehr begrenzten Platz. Eventuell schließt er sogar die Tür ab, bevor er Euch gewaltsam angeht. Das Schlimmste an dieser Situation ist, dass sie Stunden andauern kann, wenn der Täter ein abgelegenes Haus besitzt.

3 Tipps zur Prävention

  1. Solltet Ihr Euch, aus welchen Gründen auch immer, in diese Situation begeben wollen, dann trefft Vorkehrungen. Die bekannte Abmachung mit der Freundin „Ich melde mich nach 30 Minuten, sonst ruf die Polizei“ ist zwar nett gemeint, aber die Hilfe kommt vielleicht schon zu spät. Oder die Freundin schläft auf der Couch ein.
  2. Haltete Familie und Freunde stets up to date, schickt ein Bild eures Dates und teilt mit wen Ihr treffen werdet. Das solltet Ihr auch eurem Gegenüber mitteilen, das kann ggf. eine abschreckende Wirkung haben.
  3. Hier ist die Vorbeugung einfach: Nehmt niemanden mit in Eure Wohnung, den Ihr nicht kennt und geht auch mit niemandem allein nachhause.

Gewalt gegen Frauen – EU-Statistiken

Die Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde im gesamten europäischen Raum erhoben und ist derzeit das beste Mittel, um den Ernst der Lage aufzuzeigen. Hier sind einige Auszüge daraus:

  • 33% der Frauen haben ab ihrem 15. Geburtstag schon einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt
  • 22% haben schon körperliche oder sexuelle Gewalt innerhalb der Partnerschaft erlebt
  • 43% waren durch einen Partner psychischer Gewalt ausgesetzt (Zwang unter Gewaltandrohung, Ausgehverbot, öffentliche Bloßstellung)
  • 33% haben in der Kindheit körperliche oder sexuelle Gewalt durch einen Erwachsenen erfahren
  • 18% waren von Stalking betroffen, bei 21% davon hielt das länger als zwei Jahre an
  • 55% wurden sexuell belästigt, über die Hälfte davon durch Kollegen, Kunden oder Vorgesetzte

Diese Zahlen sind schon aussagekräftig genug, aber bekanntlich kommt „das Beste“ ja zum Schluss:

  • 67% der Frauen meldeten Gewaltvorfälle innerhalb einer Partnerschaft nicht der Polizei
  • 5% aller Frauen sind ab ihrem 15. Lebensjahr mindestens einmal vergewaltigt worden

Ihr seht also, das Problem ist massiv und wer sich schützen möchte, kann im Zweifel nur auf sich selbst zählen. Interessanterweise sind die Partner sehr häufig an diesen Gewaltaktionen beteiligt. Es scheint also ein generelles, gesellschaftliches Problem zu sein, wenn Gewalt gegen Frauen von diesen „Partnern“ als derart normal angesehen wird. Wir wollen Euch nun erläutern, welche Möglichkeiten Ihr habt, um Gefahrensituationen zu vermeiden und wie Selbstschutz für Frauen vor Übergriffen aussehen kann.

Maximilian Hitzler

Update: 5.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API