Für wen ist Judo eigentlich die richtige Kampfsportart? Sie ist weniger brutal als andere Selbstverteidigungsarten, aber kann man sich damit überhaupt verteidigen und wie alt darf man maximal sein? Wir versuchen herauszufinden, für wen Judo am besten geeignet ist.

Judo Sport
Quelle: Midjourney

Grundrichtung: Mit wenig viel bewirken

Beim Judo handelt es sich um eine Kampfkunst, deren erfolgreiche Anwendung eine maximale Wirkung bei minimalem Kraftaufwand bewirken soll. Das bedeutet, dass die angewandten Techniken darauf abzielen, die Bewegungen des Gegners zu nutzen, um ihn mit wenig Aufwand zu Fall zu bringen. Das unterscheidet Judo klar von anderen Kampfkünsten, bei denen die kraftvolle Anwendung von Arm und Beintechniken trainiert wird.

Das bedeutet ganz konkret, dass beispielsweise die Energie des Gegners gegen in selbst eingesetzt wird:

  • Der Schwung des Angreifers wird genutzt, indem man ihn zum stolpern bringt
  • Durch Hebel wird mit geringer Kraft die Energie verstärkt
  • Mit Würfen kann der Gegner zu Fall gebracht werden. Durch das Aufschlagen auf dem Boden wird dieser kampfunfähig bzw. hat man Zeit zur Flucht

Wer kann Judo lernen?

Judo lernen kann jeder vom kleinen Kind bis zum Rentner und diese Schüler heißen dann „Judoka“. Die Zahl der Vereine ist groß, wodurch sich in fast jeder Region ein Verein finden lässt. Viele Trainer nehmen Schüler bereits auf, sobald sie das fünfte Lebensjahr vollendet haben. Trainiert wird in einem Judoanzug, dem „Dojo“.

Gerade weil eine hohe Wirkung mit geringer Kraft erzielt wird, bietet sich Judo für schmächtige Menschen an. Auch Judo für Frauen ist sehr populär, da sie naturgemäß über weniger Kraft als Männer verfügen. Mit Judo verschafft man sich so Selbstbewusstsein und ist wehrhaft.

Der heutige Ruf des Judo als seriöser Wettkampfsport mag zum Teil daher kommen, dass das Wesen des Judo nicht durch Filme entstellt wurde, die eine übertriebene Gegengewalt gutheißen, sondern noch in seiner Urform erhalten ist.

Voraussetzungen für Judo

Judo lernen kann prinzipiell jeder von Euch, unabhängig von Alter, Größe und Gewicht. Körperliche Fitness ist für den Trainingsbeginn von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig, da sie sich im Lauf des Trainings entwickelt. Sofern Ihr fleißig übt, wird die umfangreiche Beanspruchung verschiedenster Muskelgruppen dafür sorgen, dass Euer Körper ordentlich in Form kommt.

Judo zu lernen heißt also auch, ein Fitness- und Konditionstraining zu durchlaufen, welches den gesamten Körper umfasst und dessen Effektivität nicht zu bestreiten ist. Judo ist auch für Frauen interessant, da die Sportart bei geringem Kraftaufwand versucht eine maximale Wirkung zu erzielen.

Gibt es ein maximales Alter für Judo?

Es gibt kein maximales Alter für Judoka, übrigens auch kein Mindestalter, beim Judo für Kinder sind Sprösslinge ab 4 Jahren vertreten. Den Einstieg in das Training könnt Ihr auch noch wagen, wenn Ihr bereits volljährig seid oder sogar darüber hinaus. Lasst Euch in diesem Fall nur nicht davon abschrecken, dass die Jüngeren „mehr drauf“ haben als Ihr, das ist völlig normal.

Dafür scheint es so, dass Judoka, die sich dem Kampfsport mit Leib und Seele verschrieben haben, niemals damit aufhören, Judo zu lernen. Der Judoka Klaus Glahn beispielsweise war bei der Überreichung des 9. Dan im Jahr 2007 durch das Deutsche Dan-Kollegium (DDK) bereits 64 Jahre alt.

Ist Judo zur Selbstverteidigung auf der Straße geeignet?

Zu großen Teilen, ja. Weite Teile des Judo-Unterrichts können in einem Ernstfall angewendet werden. Mit den Hebel und Wurftechniken beispielsweise könnt Ihr einen Gegner zu Boden werfen und Euch in Sicherheit bringen, bevor die Situation vollständig eskaliert. Mit den Falltechniken dagegen seid Ihr in der Lage, solltet Ihr selbst zu Boden gehen, größere Fallschäden zu vermeiden und schnell wieder auf die Beine zu kommen.

Von einigen Techniken sollte allerdings im Ernstfall Abstand genommen werden, da das Risiko sehr groß wäre, irreparable Schäden anzurichten. Die Information, welche Technik zur Anwendung geeignet ist und welche nicht, wird sich Euch im Lauf des Trainings erschließen.

Wenn Ihr nach einem Kampfsport sucht, der sich zu 100% auf die Selbstverteidigung konzentriert, dann würden wir auch nicht zwingend Judo empfehlen. Es gibt andere Kampfsportarten, die sich auf Extremsituationen und wehrhafte Antworten spezialisiert haben:

Fazit und FAQ

Judo, eine moderne japanische Kampfkunst, unterscheidet sich in mehreren Schlüsselbereichen von anderen Kampfsportarten:

  1. Philosophie und Werte: Judo, was übersetzt „sanfter Weg“ bedeutet, basiert auf der Philosophie der Nicht-Aggression und der Verwendung der Kraft des Gegners zu deinem Vorteil. Es betont auch Werte wie Respekt, Mut und Selbstkontrolle.
  2. Fokus auf Würfe: Im Gegensatz zu vielen Kampfkünsten, die sich auf Schläge und Tritte konzentrieren, legt Judo den Schwerpunkt auf Wurftechniken. Judo-Praktizierende lernen, das Gewicht und die Bewegung ihres Gegners zu nutzen, um sie zu werfen und zu Boden zu bringen.
  3. Bodenkampf: Judo betont auch den Bodenkampf, einschließlich Kontrollpositionen, Würgegriffe und Gelenkhebel. Diese Fähigkeiten können dazu genutzt werden, einen Gegner zu kontrollieren oder zur Aufgabe zu zwingen.
  4. Wettkampfregeln: Im Judo-Wettkampf gibt es strenge Regeln, um die Sicherheit der Kämpfer zu gewährleisten. Zum Beispiel sind Schläge und Tritte sowie bestimmte gefährliche Würfe und Hebeltechniken verboten. Punkte werden hauptsächlich durch Würfe, Haltegriffe und gelegentlich durch Würgegriffe und Gelenkhebel erzielt.
  5. Ausbildung und Fortschritt: Judo hat ein klar definiertes Graduierungssystem, das durch verschiedenfarbige Gürtel dargestellt wird, wobei der schwarze Gürtel das höchste Niveau an Fertigkeiten und Erfahrung darstellt.
  6. Olympischer Sport: Judo ist eine anerkannte olympische Sportart und wird weltweit praktiziert, was es von vielen anderen Kampfkünsten unterscheidet.

Diese Eigenschaften tragen dazu bei, Judo als eine einzigartige und bereichernde Kampfkunst zu etablieren, die sowohl den Körper als auch den Geist herausfordert.

Maximilian Hitzler