Kampfsportarten legen alle einen anderen Fokus, so hat jede ihre eigene Philosophie. Falls Ihr euch nicht sicher sein solltet, ob Karate die richtige Sportart für euch ist, findet Ihr hier Antworten und erfahrt, bis wann Ihr Karate beherrschen könntet.


Karate Eignung
Quelle: Midjourney

Ist Karate zur Selbstverteidigung geeignet?

Das Karate lernen stellt eine zweifellos effektive Möglichkeit der Selbstverteidigung dar, wobei die Techniken im Ernstfall nur von einem erfahrenen Karateka angewandt werden sollten, welcher die Auswirkungen eines Treffers gut genug abschätzen kann.

  • Angriffe können mit Händen und Füßen abgewehrt werden
  • Durch Tritt- und Schlagtechniken wird der Gegner bei einem Treffer zügig kampfunfähig bzw. habt ihr Zeit zur Flucht.

Warum sich Karate gut zur Selbstverteidigung eignet:

  1. Schlag- und Tritttechniken: Karate beinhaltet eine Vielzahl von Schlag- und Tritttechniken, die in einer Selbstverteidigungssituation nützlich sein können.
  2. Distanzkontrolle: Karate legt großen Wert auf die Kontrolle der Distanz zwischen dir und deinem Gegner, was entscheidend sein kann, um Angriffe abzuwehren und deine eigene Sicherheit zu gewährleisten.
  3. Beweglichkeit: Karate trainiert Beweglichkeit und schnelle Reaktionen, die in einer gefährlichen Situation hilfreich sein können.
  4. Disziplin und Selbstbewusstsein: Karate fördert Disziplin, Achtsamkeit und ein erhöhtes Bewusstsein für die eigene Umgebung – Fähigkeiten, die in einer Selbstverteidigungssituation hilfreich sein können.

Es gibt jedoch auch Einschränkungen. Im traditionellen Karate-Training gibt es oft weniger Betonung auf Bodenkampf oder Clinch-Techniken, die in engen, unkontrollierten Situationen nützlich sein können. Darüber hinaus können manche Techniken und Bewegungen, die in Karate-Katas (Formen) gelehrt werden, in realen Selbstverteidigungssituationen weniger anwendbar sein.

Für wen Karate die richtige Kampfsportarte?

Um es vorwegzunehmen: Karate ist für jeden geeignet. Nicht jeder wird zum Profi Sportler heranreifen, jedoch hilft es die Fitness zu bewahren, sich zu verteidigen und neue Freunde zu finden.

  1. Kinder und Jugendliche: Karate kann eine ausgezeichnete Möglichkeit für Kinder und Jugendliche sein, Körperbewusstsein, Disziplin und Selbstvertrauen zu entwickeln. Viele Karate-Dojos bieten spezielle Klassen für Kinder an, die auf ihrem Alter und ihrer Erfahrung basieren.
  2. Erwachsene, die Fitness suchen: Karate ist eine großartige Möglichkeit, fit zu bleiben. Es beinhaltet ein Ganzkörpertraining, das Stärke, Flexibilität, Ausdauer und Koordination verbessert.
  3. Personen, die an Selbstverteidigung interessiert sind: Wie bereits erwähnt, kann Karate effektive Selbstverteidigungstechniken vermitteln. Es kann helfen, das Bewusstsein und das Selbstvertrauen zu steigern, was in potenziellen Bedrohungssituationen hilfreich sein kann. Das gilt für alle, bis hin zu Senioren in hohem Alter.
  4. Personen, die an geistiger Disziplin und Konzentration interessiert sind: Karate ist nicht nur ein physischer, sondern auch ein geistiger Übungsweg. Es erfordert Konzentration, Disziplin und Respekt und kann helfen, Stress abzubauen und geistige Klarheit zu fördern.
  5. Personen, die an Wettkämpfen teilnehmen möchten: Es gibt viele Wettbewerbe und Turniere in Karate, sowohl auf regionaler als auch auf internationaler Ebene. Diese können eine motivierende Herausforderung für Personen darstellen, die ihre Fähigkeiten auf die Probe stellen möchten.

Körperliches Training

Die Option, die eigene körperliche Konstitution durch das Karate lernen zu verbessern, bietet ebenfalls gute Erfolgschancen. Durch die Vielfalt an unterschiedlichen Techniken werden fast alle Muskelgruppen angesprochen und ein besonderer Fokus liegt auf der Schnellkraft, also auf der Beschleunigung der Hände und Füße aus dem Stillstand.

Im Shōtōkan, welches von den meisten Dojos unterrichtet wird, trainieren die tiefen Stände außerdem die Oberschenkelmuskulatur auf eine sehr intensive Art.


Körperliche Voraussetzungen

Für das Karatetraining in einem Verein gibt es keine Beschränkungen, was Alter, Gewicht oder Geschlecht angeht. Der Karateka kann hier mit den Anderen trainieren, solange seine körperliche Verfassung die Ausführung der Bewegungen erlaubt, was oft bis ins hohe Alter möglich ist. Der Japaner Kanazawa beispielsweise führte mit über 80 Jahren immer noch Lehrgänge selbst durch. Lediglich für die Teilnahme an Meisterschaften und anderen Wettkämpfen benötigt Ihr eine enorme körperliche Fitness, wie sie im höheren Alter nicht mehr erreicht werden kann.

Es schadet nicht, wenn Profis mit Anfängern trainieren (natürlich nicht im Sparringskampf). Jedoch gibt es oft unterschiedliche Trainingsgruppen, beispielsweise eine für sehr fortgeschrittene Karatekas, für Kinder oder ggf. für Senioren.

Wie lange dauert es Karate zu lernen?

Die größere Hürde wird anfangs Euer Körper bilden, da Ihr Muskelgruppen ansprecht, welche Ihr im Alltag nicht braucht. Schämt Euch also nicht, wenn Ihr nach den ersten Trainingsstunden dank eines Muskelkaters weder normal laufen noch sitzen könnt und reduziert in dieser Zeit einfach andere Aktivitäten. Nach einigen Wochen beginnen die Muskeln, sich an die neue Belastung zu gewöhnen und Ihr könnt wieder Eurem gewohnten Wochenablauf nachgehen.

Wenn Ihr diese körperliche Hürde überwunden habt, kommt noch die Geistige hinzu. Das bedeutet, dass Ihr Teile einer anderen Sprache lernt, Eurem Geist die gleiche Konzentration aufzwingt wie Eurem Körper und Euch trotz gelegentlich auftretender Unlust dennoch ins Training bewegt.

Karate lernen heißt also in erster Linie, Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen zu zeigen. Wenn es Euch gelingt, all die inneren und äußeren Schweinehunde zu besiegen, dann solltet Ihr nach 9 bis 12 Monaten in der Lage sein, am Training effektiv teilzunehmen. Als „Richtwert“ für einen Anfänger, dass er nicht mehr zu den absoluten Neulingen gehört, wird gern die Prüfung zum 6. Kyū genannt, wobei das nicht pauschal beurteilt werden kann. Es ist und bleibt halt doch jeder Mensch einzigartig.

Wie effektiv ist Karate im Vergleich zu anderen Kampfsportarten?

Die Wirksamkeit einer Kampfkunst hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem vom Zweck, den individuellen Fähigkeiten und Vorlieben des Übenden und der Art der Situation, in der die Kampfkunst angewendet wird.

  • Karate hat viele Stärken. Es lehrt Schlag-, Tritt- und Knietechniken sowie einige Formen der Selbstverteidigung und kann sowohl auf kurze als auch auf lange Distanz angewendet werden. Darüber hinaus legt Karate großen Wert auf Disziplin, Konzentration und mentale Stärke, was es zu einer wertvollen Praxis für die allgemeine persönliche Entwicklung macht.
  • Im Vergleich zu anderen Kampfsportarten kann Karate jedoch auch einige Schwächen aufweisen. Beispielsweise werden Grappling-Techniken (wie im Brazilian Jiu-Jitsu oder Judo) oder der Einsatz von Schlägen und Tritten im Clinch (wie im Muay Thai oder Kickboxen) im Karate weniger betont.

Darüber hinaus kann die Wirksamkeit einer Kampfkunst in einer Selbstverteidigungssituation durch die Umgebung, die Anzahl der Angreifer und andere Faktoren beeinflusst werden. Letztendlich hängt die Wirksamkeit stark davon ab, wie der Einzelne die Kampfkunst trainiert und anwendet. Jede Kampfkunst hat ihre eigenen Stärken und Schwächen, und die „beste“ Kampfkunst hängt von den Zielen und dem Kontext des Einzelnen ab.

Selbstverteidigungskurse sind oft speziell darauf ausgerichtet, Menschen zu helfen, sich gegen häufige Bedrohungen zu verteidigen, und können Techniken aus verschiedenen Kampfsportarten sowie Strategien zur Konfliktvermeidung und Deeskalation beinhalten.

Krav Maga ist ein weiteres Beispiel für eine speziell auf Selbstverteidigung ausgerichtete Praxis. Krav Maga wurde ursprünglich für das israelische Militär entwickelt und beinhaltet Techniken aus vielen verschiedenen Kampfkünsten und -sportarten, wobei der Schwerpunkt auf Praktikabilität und Wirksamkeit in realen Bedrohungsszenarien liegt.

Maximilian Hitzler