Sicherheit ist ein Grundbedürfnis, das uns alle betrifft und Selbstverteidigungswaffen können hier eine wichtige Rolle spielen. Aber wie steht es um Elektroschocker? Bieten sie wirklich die erhoffte Sicherheit? Und wenn ja, in welchen Situationen sind sie besonders effektiv oder vielleicht sogar kontraproduktiv?

In diesem Beitrag gehen wir genau diesen Fragen auf den Grund.

Selbstverteidigung Elektroschocker
Quelle: Midjourney

Hintergründe über Elektroschocker

In diesem Ratgeber konzentrieren wir uns vor allem auf die Frage, wie gut sich Elektroschocker zur Selbstverteidigung eignen. Allerdings ist das Thema Elektroschocker vielschichtig. Deshalb haben wir auch andere Beiträge für euch vorbereitet, die sich mit weiteren Aspekten beschäftigen.

Anwendung von Elektroschockern

Elektroschocker sind in der Regel handliche Geräte, die ihr leicht in der Tasche oder am Gürtel tragen könnt. Im Ernstfall holt ihr den Elektroschocker hervor, entsichert ihn und drückt ihn gegen den Angreifer, während ihr den Auslöser betätigt.

Der Elektroschocker wird direkt auf die Haut oder die Kleidung des Angreifers gedrückt. Der elektrische Impuls soll den Angreifer kurzzeitig handlungsunfähig machen und euch die Möglichkeit zur Flucht geben. In einer Notsituation ist Schnelligkeit gefragt. Sobald ihr den Elektroschocker aus der Tasche gezogen habt, müsst ihr ihn entsichern und den Auslöser drücken, während ihr das Gerät gegen den Angreifer presst. Einige Modelle haben eine Sicherheitsschlaufe, die den Schocker deaktiviert, sobald er aus der Hand fällt.

  • Wo am Körper greife ich an? Ziel ist es, den Elektroschocker an empfindlichen Stellen wie dem Hals, der Brust oder dem Unterleib anzusetzen. Dort ist die Wirkung am effektivsten.
  • Muss die Stelle frei von Kleidung sein? Idealerweise sollte die Stelle frei von Kleidung sein, aber der Elektroschocker kann auch durch dünne Kleidung hindurch wirken. Dicke Lagen können jedoch die Effektivität beeinträchtigen.
  • Was ist bei Regen? Bei Regen oder nasser Kleidung ist Vorsicht geboten, da Wasser die Leitfähigkeit erhöht. Das kann sowohl die Wirkung des Elektroschockers verstärken als auch das Risiko für den Anwender erhöhen.
  • Wie weit entfernt oder direkt auf der Haut? Der Elektroschocker sollte direkt auf der Haut oder der Kleidung angewendet werden. Ein größerer Abstand verringert die Wirksamkeit des elektrischen Impulses.
  • Tiere: Sollte euch ein Hund angreifen, dann solltet ihr versuchen das Gerät am Bauch (dort sind weniger Haare) einzusetzen. Ebenfalls Schnauze und Augen sind sensible Stellen – es ist aber anzunehmen, dass ein bleibender Schaden entsteht. Im Falle einer Notsituation und Notwehr ist das aber erst das Zweite an das ihr denken solltet.

Einige Modelle verfügen über eine Sicherheitsschlaufe, die den Elektroschocker deaktiviert, sobald er aus der Hand fällt. Das ist ein nützliches Feature, um zu verhindern, dass der Angreifer das Gerät gegen euch verwendet.

Wie effektiv sind Elektroschocker?

Elektroschocker sind effektiv, sie können auf kurze Distanz zur Kampfunfähigkeit führen. Durch die hohe Spannung, die bis zu 10 Millionen Volt betragen kann, wird der Angreifer in der Regel für einige Sekunden bis Minuten handlungsunfähig. Das gibt euch die nötige Zeit, um euch in Sicherheit zu bringen.

Ein Elektroschocker ist darauf ausgelegt, euch wertvolle Sekunden oder sogar Minuten zu verschaffen, in denen ihr fliehen könnt. Der Angreifer wird durch den elektrischen Schock so stark beeinträchtigt, dass er euch nicht sofort verfolgen kann.

Die Wirkungskraft eines bestimmtes Modells hängt von diesen Faktoren ab:

  • Die „Stärke“ (Volt = elektrische Spannung): Bei einigen Modellen werden irrwitzige Werte von 500.000 Volt (Elektrische Spannung = Volt) oder sogar Millionen Volt angegeben. Dieser Wert alleine ist aber nicht entscheidend. Gepaart mit der Stromstärke Ampere (Das ist die Stromstärke) kann hier die elektrische Leistung berechnet werden, die für die Höhe des Stromflusses verantwortlich ist.
  • Elektrischer Widerstand: Wo wird der Elektroimpuls eingesetzt? Auf der Haut oder muss der Strom Kleidung durchdringen?
  • Feuchtigkeit: Ist die Kleidung bzw. Haut feucht? Das setzt nämlich den elektrischen Widerstand herab und erhöht die Wirkung deutlich.
  • Distanz: Wenn der Kontaktpunkt des Elektroschockers mehr als ca. 20cm (je nach Modell) entfernt ist, passiert nichts.

Werden andere auf meine Situation aufmerksam?

Vermutlich schon. Die Entladungsblitze und das Geräusch, das ein Elektroschocker erzeugt, sind äußerst abschreckend und ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Das kann dazu führen, dass Passanten auf die Situation aufmerksam werden und gegebenenfalls Hilfe leisten oder die Polizei rufen. Es ist aber weniger Laut oder aufmerksamkeitsstark, wie ein Schuss aus einer Schreckschusswaffe.

Aber Vorsicht:

Es ist wichtig zu beachten, dass die Effektivität eines Elektroschockers auch von der Qualität der Batterien abhängt. Minderwertige Batterien oder Akkus können die Leistung beeinträchtigen. Wechselt die Batterien (oder prüft sie) daher regelmäßig.

Vor- und Nachteile von Elektroschockern

Hier stellen wir euch die Vor- und Nachteile in Bezug auf den Einsatz zur Selbstverteidigung vor.

Vorteile

  1. Sofortige Wirkung: Ein Elektroschocker kann einen Angreifer sofort außer Gefecht setzen. Das ist besonders wichtig, wenn ihr euch in einer gefährlichen Situation befindet und schnell handeln müsst.
  2. Nicht tödlich: Im Gegensatz zu Schusswaffen sind Elektroschocker in der Regel nicht tödlich. Das minimiert das Risiko für irreversible Schäden.
  3. Einfache Handhabung: Ihr braucht keine spezielle Ausbildung, um einen Elektroschocker zu verwenden. Ein Knopfdruck genügt. Auch schwache Personen können ihn problemlos anwenden.

Nachteile

  1. Unberechenbare Wirkung: Die Wirkung eines Elektroschockers kann von Person zu Person variieren, manche Menschen sind resistenter gegen die elektrischen Impulse. Zudem hat auch Regen oder dicke Kleidung einen Einfluss.
  2. Gefahr von Missbrauch: Wie jede Waffe können auch Elektroschocker missbraucht werden. Das ist ein ernsthaftes Risiko, das nicht unterschätzt werden sollte.
  3. Kurze Reichweite: Im Gegensatz zu Pfefferspray oder anderen Abwehrmitteln haben Elektroschocker eine sehr kurze Reichweite. Ihr müsst also nah am Angreifer sein, was zusätzliche Risiken birgt.

Für welche Situationen ist ein Elektroschocker konzipiert?

Elektroschocker sind vielseitig einsetzbar und können besonders gut auf engem Raum, im Freien als auch in Innenräumen verwendet werden.

  • Im Freien könnt ihr sie beispielsweise beim Joggen, Spazierengehen oder auf dem Heimweg einsetzen.
  • In Innenräumen bieten sie zusätzliche Sicherheit, etwa wenn ihr euch zuhause unsicher fühlt oder in einem abgelegenen Büro arbeitet.

Es ist jedoch wichtig, die Reichweite und die Umgebung zu berücksichtigen, da diese Faktoren die Effektivität des Geräts beeinflussen können.

Gegen einen oder mehrere Gegner?

Die meisten Elektroschocker sind primär für den Einsatz gegen einzelne Angreifer konzipiert. Bei mehreren Angreifern kann die Effektivität des Elektroschockers eingeschränkt sein, da ihr das Gerät jeweils nur gegen eine Person einsetzen könnt. Außerdem werden die anderen gewarnt, sobald man den Schocker einsetzt. In solchen Situationen könnten andere Selbstverteidigungsmittel wie Pfefferspray, das eine größere Reichweite und Flächenwirkung hat, effektiver sein.

Wo bietet die Waffe wirklich Sicherheit?

Ein Elektroschocker bietet vor allem in Situationen Sicherheit, in denen ihr einem potenziellen Angreifer körperlich unterlegen seid und das auf engem Raum. Das Gerät ist besonders effektiv, wenn der Angreifer überrascht wird.

Schwachstellen und Gefahren von Elektroschockern

  • Eine der größten Schwachstellen ist die fehlende Distanzwirkung. Ihr müsst dem Angreifer ziemlich nahekommen, um die Waffe effektiv einzusetzen. Das bedeutet, dass ihr euch in einer Reichweite befindet, in der auch der Angreifer euch leicht erreichen kann. Das erhöht das Risiko einer körperlichen Auseinandersetzung.
  • Die Geschwindigkeit, mit der ihr den Elektroschocker einsatzbereit habt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wo tragt ihr ihn? Ist der Sicherheitsmechanismus aktiviert? Im besten Fall sollte der Elektroschocker so aufbewahrt werden, dass ihr ihn schnell und einfach erreichen könnt. Jede Sekunde zählt in einer Notfallsituation.
  • Die Gefahr, sich selbst zu verletzen, ist bei sachgemäßer Anwendung gering. Allerdings kann es bei unsachgemäßer Handhabung, etwa wenn ihr den Elektroschocker falsch herum haltet, zu Selbstverletzungen kommen.
  • Wenn der Angreifer euch den Elektroschocker entreißt, kann er ihn gegen euch verwenden. Einige Modelle haben jedoch eine Sicherheitsschlaufe, die das Gerät deaktiviert, wenn es aus der Hand gerissen wird.
  • Wie bereits erwähnt, ist der Elektroschocker primär für den Einsatz gegen einzelne Angreifer konzipiert. Bei mehreren Angreifern ist die Effektivität eingeschränkt.
  • In der Regel sind Elektroschocker effektiv, aber die Effektivität kann variieren. Faktoren wie die Qualität der Batterien, die Dicke der Kleidung des Angreifers und individuelle körperliche Eigenschaften können die Wirksamkeit beeinflussen.
  • Zudem ist Übung ist empfehlenswert. Ihr solltet mit dem Gerät vertraut sein und wissen, wie ihr es unter Stressbedingungen effektiv einsetzen könnt.

Welche Verletzungen können entstehen?

Elektroschocker sind in der Regel darauf ausgelegt, den Angreifer kurzzeitig zu immobilisieren, ohne bleibende Schäden zu verursachen.

Allerdings gibt es Risiken. Bei Personen mit Herzproblemen oder anderen gesundheitlichen Einschränkungen kann der elektrische Schock ernsthafte Folgen haben, bis hin zum Tod. Dies ist besonders wahrscheinlich, wenn der Angreifer gesundheitliche Probleme hat, von denen ihr nichts wisst. Zudem können Stürze oder Zusammenstöße infolge des Schocks zu Verletzungen führen.

Alternativen und Vergleich

Es gibt eine Reihe von Alternativen zu Elektroschockern, wenn es um Selbstverteidigung geht. Dazu gehören Pfefferspray, Kubotan, Schreckschusswaffen, Schlagstöcke, Selbstverteidigungsschirme, Schrillalarme, Messer und RAM-Waffen und sogar taktische Taschenlampen.

Jede dieser Waffen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die je nach Situation und persönlichen Vorlieben variieren können. Einen groben Überblick soll euch die folgenden Tabelle bieten:

WaffeReichweiteKO-WirkungAnzahl AngreiferKraftbedarfTrainingsbedarf
ElektroschockerKurzHoch1GeringMittel
SchreckschusswaffeMittelHochMehrereGeringGering
KubotanKurzMittel1HochHoch
PfeffersprayMittelHochMehrereGeringGering
PfefferspraypistoleLangHochMehrereGeringGering
SchlagstockMittelMittel1HochHoch
SelbstverteidigungsschirmKurz-MittelMittel1HochHoch
SelbstverteidigungstaschenlampeMittelGering1GeringGering
SchrillalarmN/AN/AMehrereN/AN/A
MesserKurzHoch1HochHoch
RAM-WaffenLangMittel1GeringHoch

Wenn ihr jedoch in einer Situation seid, in der mehrere Angreifer beteiligt sind oder eine größere Distanz zwischen euch und dem Angreifer besteht, solltet ihr vielleicht eine andere Selbstverteidigungsoption in Betracht ziehen. Pfefferspray bietet zum Beispiel eine größere Reichweite und kann mehrere Angreifer gleichzeitig beeinträchtigen. Für diejenigen unter euch, die nicht die körperliche Kraft haben, einen Elektroschocker effektiv einzusetzen, könnte ein Schrillalarm eine bessere Option sein, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Maximilian Hitzler

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